Zum Tod von Barschel-Berater Reiner Pfeiffer:Wer in seine Nähe kam, den zog er in den Abgrund

Reiner Pfeiffer

Reiner Pfeiffer, wenige Tage nach den Enthüllungen des Spiegel im September 1987, neben einem Zeitungskiosk in Hamburg.

(Foto: dpa)

Uwe Barschels Medienreferent Reiner Pfeiffer war in der Affäre Strippenzieher und Whistleblower zugleich. Nun ist der Mann aus dem Schattenreich der Politik gestorben.

Von Volker Skierka

Er war der größte Gernegroß in einer schmierigen Grauzone zwischen Journalismus und Politik. Wer ihm zu nahe kam, ob Freund oder Feind, Kollege oder Vorgesetzter, wurde von Reiner Pfeiffer in jenen Abgrund gerissen, in dem auch er selbst schließlich landete: Zwei Ministerpräsidenten, stellvertretende Ministerpräsidenten, Minister, Staatssekretäre, ein Bundesfinanzminister und viele andere.

Pfeiffer, der 1939 geborene Sohn eines westfälischen Polizeibeamten, war der Strippenzieher einer der wildesten politischen Affären der Nachkriegsgeschichte und ihr Whistleblower zugleich. Von der Spitze des Springer-Konzerns 1987 als "Mann fürs Grobe" an den damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel ausgeliehen, sollten seine Intrigen den SPD-Konkurrenten Björn Engholm "möglichst noch vor der Wahl von der Bildfläche verschwinden lassen", wie er der Süddeutschen Zeitung am Wahlsonntag des 13. September 1987 sagte. Zuvor hatte er gerade alles dem Spiegel verraten.

Triumph und Tragödie lagen bei der Aufklärung der Affäre dicht beieinander. Bis heute gibt es unzählige Wahrheiten über Täter, Opfer, Taten.

Barschel wurde kurz nach der Enthüllung tot in einer Genfer Hotel-Badewanne gefunden. Sein Nachfolger Engholm, inzwischen SPD-Bundesvorsitzender und Kanzlerkandidat, musste 1993 zurücktreten, als herauskam, dass sein Sozialminister dem angeblich verarmten Pfeiffer 50 000 Mark zugesteckt hatte.

Die letzte Wahrheit hat der bereits am 12. August gestorbene Pfeiffer, der schmächtige Mann mit der nuscheligen Stimme und der Vorliebe für groß karierte Anzüge, nun mit ins Urnengrab genommen.

Der Autor beobachtete als SZ-Korrespondent seinerzeit die "Barschel-Affäre".

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