Zufrieden mit vier Prozent Rendite:"Klingt wenig, oder?"

Friedrich Karl Flick wird 75 Jahre alt - er war einer der reichsten Männer Deutschlands und ist nun der reichste Österreicher.

Hans Leyendecker

Sein Vermögen hat Friedrich Karl Flick vorwiegend in Aktien und Anleihen angelegt, ein paar Immobilien im Wert von einigen hundert Millionen Euro besitzt er auch. Seine Leute achten streng darauf, dass die Miete pünktlich reinkommt und der Wert der meisten Anwesen angemessen steigt

Jeden Tag stellt ihm sein Büro, das im ersten Wiener Gemeindebezirk liegt, die wichtigsten Informationen über die interessantesten Branchen und Märkte auf dem Globus zusammen. Einmal im Monat listen seine Berater die Entwicklung seines Vermögens auf. Das Opus ist rund hundert Seiten dick.

Friedrich Karl Flick, der am Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert, war einer der reichsten Männer Deutschlands und ist heute mit einem geschätzten Vermögen von rund vier oder fünf Milliarden Euro der reichste Österreicher. Er versuche, so hat Flick einmal in einem Interview mit dem österreichischen Wirtschaftsmagazin trend gesagt, sein Vermögen "möglichst ungeschmälert" an seine vier Kinder weiterzugeben.

Er strebe dabei eine Rendite von vier Prozent nach Steuern und Inflation an. "Klingt wenig, oder?" hat er die Interviewerin gefragt. Das ist Ansichtssache. Außenstehende konnten früher seine Angst nur schwer nachvollziehen, dass er möglicherweise eines Tages in Armut sterben werde.

Nicht alle seiner deutschen Landsleute haben in den achtziger Jahren den Hintersinn seines Ratschlags verstanden, dass "wir alle den Gürtel enger schnallen müssen". "FKF", wie ihn seine Freunde nennen, ist einer der bedeutendsten privaten Investoren in Europa und dennoch ist mit seinem Namen der Zusammenbruch eines Imperiums verbunden.

Trotz seines Alters ist er auch der Sohn geblieben, der sich in den sehr großen Schuhen seines Vaters verloren hat. Damit steht er nicht allein. Der Begriff der Familienbande trifft oft im doppelten Wortsinn zu, und immer schon trugen die Söhne schwer an den Vätern.

Der Flick-Konzern, den sein Vater Friedrich, der das Talent hatte, aus eins und eins vier zu machen, gegründet hatte, war in den achtziger Jahren mit 45.000 Mitarbeitern eines der größten deutschen Unternehmen. Konzernlenker Flick senior, der in allen Lagen des Lebens ein absoluter Feldherr war, ist 1972 gestorben. Dreizehn Jahre später, 1985, verkaufte sein Sohn das Unternehmen 1985 für knapp 5,5 Milliarden DM. Eine Dynastie ging zu Ende.

Als sich Friedrich Karl Flick, der in Amerika Karl als ersten Vornamen trägt (die Amerikaner sagen nicht Fritz sondern Freddy und das mag er nicht) vom Unternehmen trennte, war der Familienname längst Synonym für einen der großen Skandale der Bundesrepublik Deutschland geworden. Um vom Staat eine Steuerbefreiung zu erhalten, hatte Flick die politische Landschaft mit Barem gedüngt. Das Wort von der gekauften Republik machte die Runde.

Flick, der seit 1958 einen österreichischen Pass besitzt, zog Mitte der neunziger Jahre in die Alpenrepublik. Dort ist die Steuerbelastung vergleichsweise kommod, kaum jemand redete vom Flick-Skandal, und immer schon immer war er gern in Österreich gewesen, um etwa am Großen Bösenstein in der Steiermark Auerhähne zu schießen.

Die wilden Zeiten

Die Jagdleidenschaft ist eine der auffälligen Konstanten seines Lebens. Er bewies seine Treffsicherheit auf unzähligen Jagden. Mit seiner Frau Ingrid, mit der er in dritter Ehe verheiratet ist, bespricht er einmal im Jahr die anstehenden Jagdtermine.

Früher zog FKF im Kreis seiner Münchner Spezis durch die besseren Etablissements der bayerischen Hauptstadt und stand bei kleineren und größeren Gelagen im Mittelpunkt. Die wilden Zeiten sind lange vorbei. Seine Feste in Wien, zu denen vorzugsweise Käfer die Speisen aufträgt, sind noch legendär, aber seine Menschenscheu ist nicht geringer geworden.

Zu seinen wichtigsten Beratern gehört der fast gleichaltrige Münchner Auktionator Rudolf Neumeister, der so viel von der Kunst des 19. Jahrhunderts versteht. Bei der Vermögensmehrung hilft ihm auch sein alter Schulfreund Eberhard von Brauchitsch, der ihn immer schon beeindruckt hat.

Die Freunde werden weniger. Nur schwer hat sich Flick vom Verlust seines langjährigen Weggefährten Sigi Hareis erholt, der Skilehrer starb im Frühjahr 2000 an einem Herzinfarkt.

Ein Jahr später wurde einer breiteren Öffentlichkeit bewusst, dass der Name Flick auch für Geld steht, das nach Blut und Schweiß riecht. Im Dritten Reich schufteten Tausende von Sklavenarbeitern und Kriegsgefangenen in Flicks Unternehmen. Wie viele der Opfer unter erbärmlichsten Bedingungen krepierten, konnte nie genau geklärt werden.

Fest steht, dass ein Teil des Nachlasses von Friedrich Flick senior mit Blutgeld gespeist worden ist und dass davon neben FKF seine Neffen Mick und Muck, die Cousine Dagmar und die Schwägerin Barbara profitiert haben.

Heftig wurde im vorigen Jahr in der Sippe diskutiert, ob sich die Flicks am Fond für die Zwangsarbeiter beteiligen sollten. Barbara Flick war am heftigsten dagegen, ihre Tochter Dagmar am stärksten dafür. Friedrich Karl Flick hat es wie sein Vater gemacht und nicht gezahlt. Der Schatten des Alten lässt sich nie verscheuchen.

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