Wieder wundert sich die Welt über Donald Trump, diesmal mit einer gewissen Erleichterung. Vor einer guten Woche hatte der US-Präsident mit seinen Strafzöllen eine globale Handelskrise ausgelöst, die Aktienkurse stürzten ab. Jetzt rasten sie zunächst hinauf, seit Trump seine sogenannten reziproken Zölle, die gerade in Kraft treten sollten, am Mittwoch für zunächst 90 Tage aussetzte. Ausnahme ist China, das für Importe in die USA nun nach aktuellem Stand 145 Prozent Aufschlag zahlen soll, nachdem Peking seine Tarife für amerikanische Einfuhren auf 84 Prozent erhöht hatte. Das sorgt für neue Turbulenzen.
Erhalten bleiben vorläufig auch grundsätzlich zehn Prozent Zoll für Waren aus dem Ausland sowie weitere Gebühren für Autos, Aluminium und Stahl. Dennoch reagieren internationale Politiker und besonders die Finanzmärkte erfreut, Anleger machen zumindest Teile ihrer enormen Verluste wett. Wer sich rechtzeitig mit stark verbilligten Wertpapieren eingedeckt hatte, der konnte in kurzer Zeit sogar üppige Gewinne einstreichen. Beobachter fragen sich nun, wie genau es zu dieser Wende kam, wem sie besonders hilft und was Trump als Nächstes einfällt.

Wall Street:Dieser Investor hat die 90-Tages-Pause für Zölle erfunden
Bill Ackman ist der Hedgefonds-Manager, der Donald Trump zum Zoll-Stopp aufgerufen hat. Mit seinem Social-Media-Megafon warb er erst für den Präsidenten, nun kritisiert er ihn, zumindest ein bisschen.
Tagelang hatte er so getan, als sei der Crash nur die flüchtige Folge einer nötigen Operation. Nach seiner Verkündung des „Liberation Day“ flog er nach Florida zu Golfspiel und Spendengala. „Bleibt cool!“, schrieb er zur Wochenmitte noch in seinem Netzwerk Truth Social, die Amerikaner sollten sich keine Sorgen machen. „Der perfekte Zeitpunkt zum Kaufen“, empfahl er in Großbuchstaben.
Wenige Stunden später gab er seine Zollpause bekannt, der Index S&P 500 hatte daraufhin seinen besten Moment seit der Erholung nach der Finanzkrise 2008. Diese Entwicklung löst Irritationen aus. „Wie kann das keine Marktmanipulation sein?“, sagt der demokratische Abgeordnete Mike Levin aus Kalifornien in einem Video auf X. „Wenn Sie ein Trump-Anhänger sind und getan haben, was er gesagt hat, und gekauft haben, dann haben Sie gut gehandelt. Wenn Sie hingegen ein Rentner oder ein älterer Mensch oder jemand aus der Mittelschicht sind, der in den letzten Tagen keine Risikotoleranz hatte und sich zum Verkauf entschlossen hat, dann wurden Sie verarscht.“
Es gehe nicht um Marktmanipulation, zitiert die New York Times den Republikaner Jamieson Greer aus dem US-Kongress. „Wir versuchen, das globale Handelssystem neu zu gestalten.“ Was sie denn damit erreicht hätten, erkundigte sich der Demokrat Steven Horsford aus Nevada. „Wenn es also keine Marktmanipulation ist, was ist es dann? Wer profitiert davon? Welcher Milliardär ist gerade reicher geworden?“
Trump und seine Regierung versuchen, die Achterbahnfahrt als genial zu verkaufen. „Sie haben die größte wirtschaftliche Meisterstrategie eines amerikanischen Präsidenten in der Geschichte erlebt“, postete sein Berater Stephen Miller auf X. Er habe gemerkt, „dass die Leute ein wenig aus der Reihe tanzen“ und „hibbelig“ würden, sagte Trump bei einem Empfang zur Panik an der Börse. Jemand habe etwas tun müssen. „Es musste aufhören.“ Seine Ankündigung könne „vorübergehend“ sein.
Mehr als 75 weitere Länder würden eine Einigung wollen, erklärte Trump, auch mit der Europäischen Union könne ein Abkommen geschlossen werden. Die EU hat ihre Gegenzölle für die USA in einer ersten Reaktion ebenfalls auf Eis gelegt, „um Verhandlungen eine Chance zu geben“, wie die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekannt gab.
„Es werden faire Abkommen sein, für alle“, sagte Trump nun. Selbst China wolle einen Deal, „sie wissen nur nicht so recht, wie sie es anstellen sollen“. Der Handelskrieg beider Staaten geht allerdings vorerst ungebremst weiter, mit entsprechenden Gefahren.
Ansonsten gab Trump offenbar dem Druck seiner Umgebung nach, obwohl er zuletzt Durchhalteparolen verbreitet hatte. Der Multimilliardär Elon Musk, bisher sein Vertrauter und Sparkommissar, hatte Trumps Strafzölle öffentlich verdammt. Seinen Handelsberater Peter Navarro nannte Musk einen „Idioten“ und „dümmer als ein Sack Ziegelsteine“.
Jamie Dimon, der CEO von JP Morgan Chase, äußerte seine Sorge vor einer Rezession. Trump hatte versprochen, die USA wohlhabend und sicher zu machen, dabei war die US-Wirtschaft am Ende der Ära Joe Biden sehr erfolgreich. Selbst republikanische Senatsmitglieder kritisierten Trumps Zoll-Exzess, Zentralbank-Chef Jerome Powell warnte vor Inflation. Dem Vernehmen nach redeten auch Finanzminister Scott Bessent und Vizepräsident J. D. Vance dem US-Präsidenten ins Gewissen.
Der Absturz der US-Staatsanleihen schließlich veranlasste ihn in typischer Manier zur Umkehr. „Für Donald Trump ist dieses Chaos nur ein Spiel“, kommentiert der Demokrat Chuck Schumer auf X. „Er denkt, er spielt mit der Wirtschaft Rotlicht, Grünlicht. Aber für amerikanische Familien ist es sehr real.“