Zinsen:Mäßig mutige Banker

Beim Treffen der Zentralbankchefs bleibt vieles offen.

Von Markus Zydra

Um die großen Fragen der Geldpolitik geht es häufig beim jährlichen Gipfeltreffen der mächtigsten Zentralbankchefs in Jackson Hole. Doch Janet Yellen, die Chefin der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, zog dieses Mal ein anderes Thema vor: Sie warnte davor, die nach der globalen Finanzkrise verschärfte Bankenregulierung aufzuweichen. Ihre Mahnung richtete sich an US-Präsident Donald Trump, der den Kreditinstituten wieder eine längere Leine geben möchte. Yellens Angriff war beherzt, denn Trump entscheidet, ob sie eine zweite Amtszeit bekommt.

Allerdings verlor Yellen kein Wort darüber, was viele wirklich interessiert hätte: Wird die US-Notenbank den Leitzins weiter erhöhen? Auch EZB-Präsident Mario Draghi sprach lieber über die Gefahren des Protektionismus, anstatt einen groben Plan zum Ende der lockeren Geldpolitik zu skizzieren. Die mächtigsten Notenbankchefs wagten es nicht, öffentlich über ihre wahren Probleme zu reden.

Die Währungshüter stehen vor einem Dilemma. Sie befürchten eine Schwächung der Wirtschaft, wenn sie den Zufluss von billigem Geld zu schnell kappen würden. Doch sollten die Zinsen nicht bald steigen, droht an den Börsen eine neue Preisblase. Die Zentralbanken waren Retter in der Not, jetzt zeigt die Nothilfe eine unerwünschte Nebenwirkung: Die Wirtschaft hat sich an das billige Geld gewöhnt. Die Entwöhnung wird schwierig.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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