Im NSU-Prozess hat eine Zeugin das rechtsextreme Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt als "verschworene Gemeinschaft" bezeichnet. Diesen Eindruck habe sie von den drei mutmaßlichen Terroristen schon vor deren Untertauchen gehabt, sagte Jana J. vor dem Münchner Oberlandesgericht.
Es sei eine Gemeinschaft gewesen, "aus der nichts nach draußen gedrungen ist". Die Zeugin erinnerte sich zudem, Zschäpe einmal mit einer Waffe gesehen zu haben - als sie mit ihr in einem Auto gesessen und Zschäpe die Waffe einem Mann gezeigt habe. An dessen Namen erinnere sie sich aber nicht. Dabei sei von Selbstschutz die Rede gewesen. Im Nachhinein empfinde sie es als auffällig, dass der Mann dabei völlig gleichmütig geblieben sei. "Er war nicht entsetzt", berichtete J.
J. ist die frühere Freundin des mutmaßlichen NSU-Unterstützers André K. Vor Gericht beschrieb sie am Mittwoch beispielsweise einen Abend vor einem Club in Jena, in dem immer wieder Bands aus der rechten Szene auftraten. Böhnhardt und Mundlos seien über eine Anhöhe auf den Club zugegangen und hätten braune Uniformen getragen. "Das war außergewöhnlich", sagte die Zeugin. "Es war ein schräges Bild - zwei Typen, die aussehen wie aus einem Kriegsfilm." Dass Beate Zschäpe zu den beiden dazugehörte, habe sie aus eigener Anschauung zwar damals noch nicht gewusst, aber "das war bekannt".
Die Zeugin ist nach eigenen Angaben inzwischen aus der Szene ausgestiegen. Ihre Befragung verlief über weite Strecken zäh. Auf Vorhalte des Vorsitzenden Richters machte sie immer wieder Gedächtnislücken geltend. So erinnere sie sich nicht mehr, dabei gewesen zu sein, als Zschäpe an einer Straßenbahnhaltestelle eine junge Frau zu Boden geworfen und schwer verletzt haben soll. Laut den Akten soll sie jedoch daneben gestanden haben.
J. hat nur "punktuelle historische Kenntnisse"
J. lieferte aber ungewohnte Einblicke in die Gedankenwelt der rechtsextremen Szene. Man habe sich als "systemfeindlich" zur bundesdeutschen Demokratie verstanden, "wie das im Osten üblich war". Als politische Alternative habe man sich "auf jeden Fall ein nationalsozialistisches System vorgestellt". Um historische Bezüge zur Zeit zwischen 1933 und 1945 sei es dabei nur am Rande gegangen. Sie selber habe damals bestenfalls "punktuelle historische Kenntnisse" besessen. Über die Funktion des KZ Buchenwald habe sie beispielsweise nichts gewusst.
Andererseits räumte sie ein, einen Text verfasst zu haben, in dem von der "Umfunktionierung der KZ-Gedenkstätte als Tankstelle für Gas" die Rede war. Er fand sich in einer Geburtstagszeitung für André K. Daneben waren Fotos eingefügt, die den in München Mitangeklagten Holger G. sowie André K. und Uwe Mundlos zeigen. Es habe sich um eine "satirische Überspitzung" gehandelt, antwortete sie auf Vorhalt und beteuerte: "Wenn ich es jetzt so sehe, erschreckt's mich auch."