Zeuge:Motassadeq soll zum Kreis um Todespilot Atta gehört haben

Die Aussage eines 23-Jährigen im Prozess gegen Mounir El Motassadeq belastet diesen schwer. In der Gruppe um Mohammed Atta sei es nur noch um "Dschihad" gegangen.

Der erneut vor dem Hamburger Oberlandesgericht als Terrorhelfer angeklagte Mounir El Motassadeq gehörte nach einer Zeugenaussage zum inneren Kreis um den Todespiloten Mohammed Atta. Der "Heilige Krieg" sei in der Gruppe immer mehr in den Mittelpunkt gerückt, Selbstmordattentate habe man für legitim gehalten, sagte der 23-jährige Shahid N., ein zum Islam konvertierter Deutscher, wie bereits vor zwei Jahren aus.

"Israel und USA die Feindbilder"

N. gab an, Atta sei der Strengste und Entschiedenste in der Gruppe gewesen. In den Gesprächen sei es darum gegangen, "dass Selbstmordattentate legitim wären", erinnerte sich der Zeuge. "Israel und die USA waren die Feindbilder der Gruppe", sagte Shahid N.

Atta und andere Mitglieder der Gruppe seien der Meinung gewesen, dass die Juden die Finanz- und Medienwelt in den USA beherrschten. Dagegen müsse etwas unternommen werden, habe Atta gesagt.

Der Zeuge war nach eigenen Angaben als Schüler zum Islam übergetreten und hatte Atta 1997 in Hamburg kennen gelernt. Dieser habe ihm Islamunterricht erteilt.e zufolge mehrfach betont. Der 23-Jährige habe gemerkt, dass etwas geplant war. "Dass es so etwas Großes wird, habe ich nicht geahnt."

Oberstaatsanwalt: Motassadeq Statthalter des Todespiloten

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Elektronikstudenten Motassadeq Beihilfe zum Mord in über 3000 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Er war bereits im Februar 2003 vom OLG zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte das Urteil aufgehoben und nach Hamburg zurückverwiesen.

Die Obersten Richter bemängelten, dass dem OLG die wichtige Zeugenaussage des mutmaßlichen Drahtziehers Ramzi Binalshibh nicht vorlag. In der Anklage hieß es, Motassadeq habe die Ansichten der radikalen islamistischen Atta-Gruppe geteilt und ihnen bei den Vorbereitungen für die Terroranschläge vom 11. September geholfen. "Der Angeklagte war von Beginn an in die Hamburger terroristische Vereinigung eingebunden", erklärte Oberstaatsanwalt Matthias Krauß. Der 30 Jahre alte Marokkaner sei einer der Statthalter der Todespiloten gewesen.

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