Zentralmoschee Köln:Alte Konflikte und neue Klagen

Ditib Moschee in Köln

"Wir wollen die Probleme der Vergangenheit hinter uns lassen", hieß es am Mittwoch vom neuen Ditib-Vorstand in der Kölner Zentral-Moschee.

(Foto: Oliver Berg/dpa)
  • Der umstrittene Islam-Verband stellt sein neues Spitzenpersonal und seine neuen Visionen der Öffentlichkeit vor.
  • Dazu wurden zahlreiche Medienvertreter für "ein gegenseitiges Kennenlernen" auf das Gelände der Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld eingeladen.
  • Doch Ditibs Verhältnis zur deutschen Politik dürfte erneut belastet werden.

Von Jana Stegemann, Köln

Ganz am Ende findet Kazim Türkmen überraschende Schlussworte. Der neue Vorstandsvorsitzende des umstrittenen Islam-Dachverbandes Ditib bedankt sich bei den Journalisten für die "ergiebige und schöne" Veranstaltung. In den 90 Minuten davor ging es um alte Konflikte und neue Klagen. Nach anhaltender Kritik wollte der umstrittene Islam-Verband sein neues Spitzenpersonal und seine neuen Visionen der Öffentlichkeit vorstellen - und hatte dazu Medienvertreter für "ein gegenseitiges Kennenlernen" auf das Gelände der Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld eingeladen.

Angekündigt hatte Ditib einen "Neuanfang" - doch Ditibs Verhältnis zur deutschen Politik dürfte nun erneut belastet werden. Laut Türkmen hat man am 25. Januar 2018 eine terminlose Einladung an den Bundespräsidenten für die Einweihung der Ditib-Zentralmoschee in Köln geschickt - doch nie eine Antwort erhalten. Letztlich fand die Einweihung ohne deutsche Politiker im vergangenen September statt. Eine Sprecherin von Frank-Walter Steinmeier widersprach auf SZ-Anfrage der Darstellung des Ditib-Vorsitzenden. Eine Einladung von Ditib zu einem Moschee-Besuch im Mai habe der Bundespräsident aus Termingründen im April abgesagt. Eine gemeinsame Teilnahme mit dem türkischen Staatspräsidenten an der Einweihung habe nicht zur Debatte gestanden: "Das Bundespräsidialamt hatte der türkischen Seite frühzeitig signalisiert, dass es angesichts der jüngeren Entwicklungen im deutsch-türkischen Verhältnis zu früh sei für eine gemeinsame Veranstaltung."

Die größte Islam-Organisation in Deutschland - Ditib vertritt nach eigenen Angaben in 860 Moscheegemeinden etwa 800 000 Muslime - steht seit mehreren Jahren wegen ihrer Nähe zur türkischen Regierung und ihrer Abhängigkeit von der Religionsbehörde Diyanet in der Kritik. Ende 2016 war bekannt geworden, dass Ditib-Imame in deutschen Moscheen türkische Regimegegner ausspioniert hatten. Anfang des Monats geriet Ditib in die Schlagzeilen, weil sie mit Diyanet auf dem Gelände der Kölner Zentralmoschee eine mehrtägige europäische Konferenz organisiert hatte, an der auch Mitglieder der radikalen Muslimbruderschaft teilnahmen.

Nach der Vorstellung des neuen Vorstands verlas der Theologe Türkmen, 46, eine Erklärung, darin vor allem Klagen: "Die Berichterstattung in den vergangenen Jahren war sehr negativ. Ditib wurde zur Zielscheibe erklärt und bei jeder Gelegenheit kritisiert." Daher habe sein Verband sich kaum mehr um seine Hauptaufgabe, die religiöse Erziehung von Kindern und Jugendlichen, kümmern können. Künftig wolle Ditib die Anerkennung des islamischen Religionsunterrichts als Unterrichtsfach erreichen. Auch wolle man sich darauf konzentrieren, als Religionsgemeinschaft in Deutschland anerkannt zu werden. Es brauche jedoch Zeit, die Türkisch-Islamische Union als größte Islam-Organisation in Deutschland zu verändern, sagte Türkmen. Inwiefern die Regierung in Ankara bei der Erneuerung mitwirkt, blieb unklar. "Forderungen von außen" könnten aber nicht die Basis solcher Prozesse sein - sondern "innere Dynamiken". Türkmen räumte ein, dass es bei Ditib in der Vergangenheit auch "eigene Versäumnisse" gegeben habe.

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