Zentralafrikanische Republik:Tschadische Soldaten erschießen Zivilisten

Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik verschärft sich, die Vereinten Nationen warnen vor Völkermord. Jetzt haben Soldaten aus dem Tschad in der Hauptstadt Bangui in eine Menschenmenge gefeuert und Dutzende getötet.

Soldaten aus dem Tschad haben nach Angaben der Vereinten Nationen in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik 30 Zivilisten getötet. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt, als die Soldaten von Lastwagen aus das Feuer auf einem Markt in der Hauptstadt Bangui eröffneten, wie ein UN-Sprecher am Freitag sagte.

Der Vorfall ereignete sich bereits am vergangenen Samstag. Die Angreifer hätten wahllos auf Menschen gefeuert und erst aufgehört zu schießen, als Soldaten eingetroffen seien, die Teil einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union seien. Der Tschad beteiligt sich nicht an der Friedensmission, die französische Soldaten unterstützen.

Die Vereinten Nationen kritisierten das gewaltsame Vorgehen der Soldaten. Sie waren offenbar in das Nachbarland gereist, um tschadische Bürger zu schützen und diese, wie bereits zuvor wiederholt geschehen, in den Tschad zu eskorierten. Vorausgegangene Provokationen soll es nicht gegeben haben. Das Verhalten der Soldaten sei "völlig unverhältnismäßig" gewesen, kritisierte das UN-Menschenrechtsbüro.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die "entsetzlichen Gräueltaten gegen Zivilisten". Er sei "zutiefst bestürzt" über das Geschehen, sagte Ban am Freitag bei einem Besuch in Prag. Die UNO müsse mit der EU und der Afrikanischen Union zusammenarbeiten, um in der Region "den Frieden und die Stabilität" wiederherzustellen. Wegen der zunehmenden Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik fordert Ban die Entsendung Tausender zusätzlicher Blauhelme und Polizisten. UN-Vertreter warnen vor einem drohenden Völkermord.

Die Zentralafrikanische Republik versinkt seit einem Putsch muslimischer Rebellen im vergangenen Jahr im Chaos. Es herrscht ein blutiger Konflikt zwischen christlichen und muslimischen Bevölkerungsgruppen. Immer wieder kommt es dabei auch zu Gewalt zwischen Truppen aus dem Tschad auf der einen und Christen auf der anderen Seite. Die Christen werfen der tschadischen Armee vor, auf der Seite der muslimischen Ex-Rebellengruppe Séléka zu stehen.

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