Zentralafrika:23 Menschen bei Angriff auf Konvoi getötet

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Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian besucht am 3. Januar 2014 die französischen Truppen in Zentralafrika. (Foto: dpa)

Bei einem Angriff auf einen Flüchtlings-Konvoi in Zentralfrika sind 23 Zivilisten getötet worden. Das verdeutlicht die angespannte Lage in dem Land. Die Regierung prüft derzeit mögliche Bundeswehr-Einsätze in Afrika.

Bei einem Überfall auf einen Flüchtlingskonvoi in der Zentralafrikanischen Republik sind einer Hilfsorganisation zufolge 23 Zivilisten getötet worden. Der Konvoi mit Muslimen aus der nordwestlichen Stadt Bouar sei am Freitag auf dem Weg nach Kamerun angegriffen worden, erklärte die Hilfsorganisation Save the Children am Samstag. Unter den Opfern seien auch drei Kinder. Der Angriff unterstreiche die angespannte und gefährliche Lage, erklärte die Organisation. Sie rief dazu auf, die internationale Militärmission auch auf entlegenere Provinzen auszudehnen.

Die Gewalt dort bleibe meist unbemerkt und der Schutz der internationalen Truppen erstrecke sich nicht bis dorthin, beklagte die Organisation, die forderte, wenn nötig, mehr Soldaten zu entsenden. Bisher sind im Zuge einer Mission der Afrikanischen Union rund 4400 Soldaten im Einsatz. Frankreich hat weitere 1600 Soldaten entsandt, die meisten davon in die Hauptstadt Bangui. Am Montag soll bei einem EU-Treffen die Entsendung von 500 europäischen Soldaten beschlossen werden.

Steinmeier: "Frankreich nicht alleine lassen"

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) prüft ein militärisches Engagement sowohl in der Zentralafrikanischen Republik als auch im westafrikanischen Mali. "Europa kann Frankreich dabei nicht alleine lassen", sagte Steinmeier der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Frankreich habe Mali davor gerettet, von islamistischen Fundamentalisten überrannt zu werden und sei jetzt dabei, in der Zentralafrikanischen Republik Schlimmeres zu verhindern. Es gehe auch um europäische Interessen, wenn in Afrika Instabilität, Vertreibung und Terrorismus drohen, deren Folgen auch in Europa ankämen, erläuterte Steinmeier.

Zu einer Beteiligung mit kämpfenden Einheiten sei Deutschland nicht gefragt und auch nicht darum gebeten worden. "Aber über Möglichkeiten stärkerer Unterstützung, etwa in Mali, müssen wir nachdenken. Das ist Teil unserer Verantwortung", erklärte Steinmeier weiter. Er kündigte an, auf dem Treffen der Außenminister der Europäischen Union am Montag sorgfältig Möglichkeiten und Risiken einer europäischen Mission zu prüfen.

Treffen der EU-Außenminister am Montag

Am Dienstag werde Steinmeier nach Paris reisen, um mit Außenminister Laurent Fabius die Gespräche über einen möglichen Einsatz in Afrika fortzusetzen. Das Auswärtige Amt stehe in engem Kontakt mit dem Verteidigungsministerium, das jedoch vor einer Entscheidung über die Einsätze erst das Treffen der EU-Außenminister am Montag abwarten wolle, hieß es in dem Bericht weiter.

Die deutsch-französische Brigade soll die bereits laufende Ausbildungsmission in Mali verstärken und Schutzaufgaben übernehmen. Zudem sollen deutsche Streitkräfte einen europäischen Militäreinsatz in Zentralafrika mit Transportflugzeugen und Luftbetankung unterstützen.

Zentralafrika war nach dem Sturz von Präsident François Bozizé im März 2013 durch das Rebellenbündnis Séléka in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen gestürzt. Bei den Kämpfen der vergangenen Wochen wurden mehr als tausend Menschen getötet, Hunderttausende Menschen flohen vor der Gewalt. Auch Zehntausende Immigranten aus dem Tschad verließen das Land. Der bisherige Präsident Michel Djotodia trat am 11. Januar zurück, am Montag soll das Parlament einen neuen Interimspräsidenten wählen.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/les - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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