Es gibt wohl wenige Ämter, die schwerer auszufüllen sind als jenes, das Zekra Mohammed Alusch am Sonntag als erste Frau überhaupt angetreten hat: Iraks Premierminister Haidar al-Abadi hat die promovierte Bauingenieurin zur Bürgermeisterin der Hauptstadt Bagdad ernannt, wie Regierungssprecher Rafid Dschuburi am Samstag mitteilte.
Sie löst ihren wenig beliebten Vorgänger Naim Abuab al-Kaabi ab - in einer Zeit, in der die Metropole mit ihren geschätzt sieben Millionen Einwohnern ständig von Anschlägen und Gewalt erschüttert wird und die Bürger unter den Folgen systemischer Korruption leiden.
Kaabi war noch von Abadis Vorgänger Nuri al-Maliki eingesetzt worden; gegen ihn gab es zuletzt immer wieder Proteste; Bürger warfen ihm Inkompetenz vor, weil grundlegende öffentliche Dienstleistungen nicht funktionierten. Der Regierungssprecher beschwichtigte dennoch: Es gehe nicht darum, ihn nun abzustrafen.
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Der Ruf der neuen Bürgermeisterin: kompetent - und nicht in Seilschaften verstrickt
Alusch, die zuvor Generaldirektorin im Ministerium für höhere Bildung und Forschung war, kündigte in einer kurzen Erklärung an, sie wolle bald ihre Prioritäten bekannt geben. Die Hauptstadt solle sauberer werden, aber die Menschen müssten einen Beitrag dazu leisten, zitierten sie arabische Medien. Die bisher weithin unbekannte Technokratin berichtet in ihrem neuen Job direkt an den Premier; sie gilt als kompetent und nicht in jene politischen Seilschaften verstrickt, die im Irak hohe öffentliche Ämter lange unter sich ausmachten. Während sie die Stadtverwaltung leitet, gibt es noch einen Gouverneur für die Provinz Bagdad, die zwar die kleinste der 19 Regionen ist, aber die bevölkerungsreichste.
Im Irak wurde die Personalie als Versuch Abadis gewertet, die Patronagenetzwerke aus der Zeit Malikis zurückzudrängen und eigene Leute in wichtige Ämter zu bringen, die eine Qualifikation vorweisen können. Zudem will der Premier die Lebensqualität der Hauptstädter verbessern. In einem gefeierten Schritt hatte er Anfang Februar nach mehr als einem Jahrzehnt die Ausgangssperre aufgehoben, die während der Nachtstunden galt - eine Tageszeit, während der in Arabiens Großstädten eigentlich das Leben pulsiert.
Nur jede siebte Frau im Irak ist werktätig - Alusch könnte zum Vorbild werden
Ein starkes Signal ist es natürlich, im Jahr 1253 nach der Gründung Bagdads eine Frau mit der Führung der Stadt zu betrauen: In keiner arabischen Hauptstadt hat je eine Bürgermeisterin regiert. Überhaupt kritisieren Menschenrechtler die Stellung der Frauen im Irak. Nur jede siebte von ihnen nimmt am Arbeitsleben teil, ganz zu schweigen davon, dass Frauen führende Positionen bekleiden.
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat in den von ihr beherrschten Gebieten gezielt gut ausgebildete und politisch aktive Frauen ermordet. Zekra Alusch könnte also zu einem über Irak hinaus beachteten Vorbild werden - vor allem wenn es ihr gelingt, einer Verheißung näher zu kommen, mit der sich ihr Vorgänger lächerlich gemacht hatte. Der hatte gesagt, Bagdad sei sauberer als New York oder Dubai.