Sie habe sich ihren Entschluss nicht leichtgemacht, schreibt Annette Widmann-Mauz. „Nach reiflicher Überlegung“ sei sie aber zu der Überzeugung gelangt, „dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, den Staffelstab an jüngere Hände weiterzugeben“. Für sie beginne damit ein neuer Weg, „ins Offene, voll Neugier und Zuversicht“.
Mit diesen Worten hat die Vorsitzende der Frauen-Union der CDU-Basis in ihrem Wahlkreis jetzt mitgeteilt, dass sie nicht mehr für den Bundestag kandidieren wird. Damit verlässt eine der größten Vorkämpferinnen für eine Frauenquote in der CDU das Parlament. Womit sich die Frage stellt: Was hat sie erreicht?
Widmann-Mauz sitzt seit 1998 im Bundestag, die 58-Jährige war Staatssekretärin im Gesundheitsministerium und Staatsministerin im Kanzleramt. Seit 2015 ist sie Vorsitzende der Frauen-Union (FU). Während ihrer Amtszeit hat die CDU tatsächlich eine Frauenquote eingeführt. Seit Januar müssen bei Gruppenwahlen zu Vorstandsämtern mindestens 40 Prozent der Gewählten Frauen sein. Im Juli 2025 steigt die Quote auf 50 Prozent. Auch für die Aufstellung der Listen – etwa für die Bundestagswahl – gibt es verbindliche Vorgaben.
Ihr Rückhalt in der CDU war zuletzt nicht sonderlich groß
Auf große Begeisterung stößt die Quote in der CDU außerhalb der Frauen-Union jedoch nicht. Und auch der Rückhalt für Widmann-Mauz ist nicht mehr sonderlich groß. Auf dem Parteitag Anfang 2022 verlor sie ihren Platz im CDU-Präsidium. Für sieben Posten hatte es acht Bewerberinnen und Bewerber gegeben, Widmann-Mauz landete auf Platz acht. Spätestens da dürfte ihr klar geworden sein, dass in der Friedrich-Merz-CDU andere Frauen aufsteigen können – sie aber nicht mehr.
Betrüben muss die Christdemokratin auch die Erkenntnis, dass in ihrer Partei jetzt zwar eine Quote gilt – es an der Spitze aber so wenig bekannte Frauen gibt wie lange nicht mehr. Als Widmann-Mauz 2015 Chefin der Frauen-Union wurde, war Angela Merkel CDU-Vorsitzende und Kanzlerin. Stellvertretende Parteichefin und Verteidigungsministerin war Ursula von der Leyen. Und in Saarbrücken regierte Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Ministerpräsidentin, die später Merkels Nachfolgerin an der Parteispitze wurde.
Merkel ist inzwischen Geschichte, von der Leyen in Brüssel und Kramp-Karrenbauer im Ruhestand. Die Union stellt keine Ministerpräsidentin mehr. In keinem einzigen CDU-Landesverband gibt es eine Vorsitzende. Nur 18 Prozent der CDU-Kreisvorsitzenden sind Frauen. Und der Frauenanteil unter den Parteimitgliedern ist mit 26,5 Prozent weiterhin sehr niedrig. Es sind Zahlen, die einer FU-Vorsitzenden jede Zuversicht rauben könnten. Aber Widmann-Mauz hat als Lebensmotto einen Satz von Karl Popper gewählt: „Optimismus ist Pflicht.“
Die Tübingerin hat noch nicht mitgeteilt, ob sie bei der nächsten Wahl der FU-Spitze – sie findet 2025 statt – noch einmal antreten wird. In der Frauen-Union gilt es aber als sicher, dass Widmann-Mauz aufhören wird. Eine Favoritin für die Nachfolge gibt es noch nicht.
Auch Yvonne Magwas, Nadine Schön und Katja Leikert hören auf
Yvonne Magwas, Bundestagsvizepräsidentin und stellvertretende FU-Chefin, wäre eine mögliche Kandidatin für den FU-Vorsitz. Aber die 44-Jährige hat am Freitag ebenfalls mitgeteilt, dass sie bei der Bundestagswahl 2025 nicht mehr antreten wird. Auch die stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Nadine Schön (41) will nicht mehr kandidieren. Katja Leikert (49), bis 2021 Unionsfraktionsvize, zieht sich ebenfalls aus dem Bundestag zurück.
Und Widmann-Mauz? Die fährt kommende Woche erst einmal nach Gotha und Leipzig, um die Parteifreunde in Thüringen und Sachsen im Landtagswahlkampf zu unterstützen.