Süddeutsche Zeitung

Wulff-Prozess:Bettina Wulff und Maria Furtwängler sollen aussagen

Es geht um eine Wiesn-Sause mit Logis im Wert von 759,30 Euro. Insgesamt 45 Zeugen sollen ab dem 14. November im Prozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff aussagen. Mit dabei: Noch-Gattin Bettina und Schauspielerin Maria Furtwängler.

Von Ralf Wiegand

Sie kennt Hannover gut, als Fernsehkommissarin Charlotte Lindholm jagt sie fürs Landeskriminalamt Niedersachsen seit Jahren Mörder und andere Verbrecher. Und kriegt sie alle. Im Dezember aber wird die Schauspielerin Maria Furtwängler nicht für einen neuen Tatort-Dreh an die Leine reisen, sondern in einem echten Kriminalfall auftreten: Furtwänglers Name steht - neben dem ihres Mannes, dem Verleger Hubert Burda - auf der Liste der Zeugen für den Prozess gegen den Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff und den Filmfinanzier David Groenewold. Die beiden sind der Vorteilsannahme beziehungsweise Vorteilsgewährung angeklagt.

Insgesamt 45 Personen sollen vor Gericht aussagen, um die Vorwürfe gegen den CDU-Politiker und seinen Freund aus der Wirtschaft aufzuklären. Im Kern des Verfahrens, das am 14. November vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Hannover beginnt und das vorerst auf 22 Verhandlungstage angesetzt ist, geht es darum, ob Wulff sich einen Oktoberfestbesuch von Groenewold hat bezahlen lassen und dem Mann aus der Filmbranche im Gegenzug dafür mit seinen Kontakten behilflich gewesen ist.

Der Wert der Wiesn-Sause mit Logis im Hotel Bayerischer Hof berechnet sich auf 759,30 Euro. Damit, so die Ermittler, habe Groenewold den Kumpel Wulff, damals Ministerpräsident von Niedersachsen, motivieren wollen, sich für ihn zu verwenden - etwa beim damaligen Siemens-Chef Löscher, den Groenewold für eine Film-Vermarktung gewinnen wollte. Am Tisch drei in Käfers Festzelt saßen an jenem 27. September 2008 neben Groenewold und dem Ehepaar Wulff auch Hubert Burda und Frau.

Die Zeugenliste legt die Vermutung nahe, dass die Richter zunächst einmal die "Tat" an sich - die Kostenübernahmen durch Groenewold im Bayerischen Hof und auf dem Rummelplatz - aufarbeiten wollen. Die Angeklagten haben stets beteuert, es handle sich um einen Vorgang unter Freunden: Groenewold sagt, er habe aus reiner Freundschaft und ohne deren Wissen den Aufpreis für ein teureres Zimmer für die Wulffs bezahlt. Und Wulff sagt, er habe das nicht mal geahnt. Sollte sich diese Version vor Gericht bestätigen, hätte es weder gewährten noch angenommenen Vorteil gegeben, und der Prozess könnte noch vor Weihnachten enden. Allerdings nicht vor der Vernehmung des prominenten Burda-Paares aus München - und der von Bettina Wulff. Für sie ist am 12. Dezember ein ganzer Tag vorgesehen.

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SZ vom 04.10.2013/ihe
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