Süddeutsche Zeitung

Worte des Jahres 2011:"Ich habe diese Arbeit selber geschrieben"

2011 wurde viel palavert: In Europa wird auf einmal deutsch gesprochen, Pofalla kann seinen Kollegen Bosbach nicht mehr hören, Boetticher wird von seinen Gefühlen übermannt und Rick Perry vergisst, was er eigentlich sagen will. Die Worte des Jahres. In Bildern.

"Ich verlasse dieses Scheißland, bei dem ich kotzen könnte." Der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi verliert während eines Telefonats mit Valter Lavitola, dem Herausgeber einer Online-Zeitung, kein nettes Wort über sein Vaterland.

"...Oops" Rick Perry, Gouverneur von Texas und Bewerber als Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, als er sich im Fernsehen nicht an den Namen eines der Bundesministerien erinnern konnte, das er abschaffen will.

"Wir sind kein armes Land. Wir waren ein schlecht geführtes Land." Der ehemalige griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou über sein krisengeschütteltes Heimatland.

"Wir haben nur Risiken benannt." Der Chefanalyst für Europa, Moritz Krämer, verteidigt die Drohung seiner Ratingagentur Standard & Poor's, 15 von 17 Euro-Staaten herabzustufen.

"Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen." Unions-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder zur Rolle Deutschlands bei der Bewältigung der Eurokrise. Die Aussagen Kauders beim CDU-Parteitag Mitte November sorgten für Spannungen zwischen der britischen Regierung und der Bundesregierung.

"Der Gerechtigkeit ist Genüge getan. (..) Bin Laden war kein muslimischer Führer, er war ein Massenmörder von Muslimen." US-Präsident Barack Obama am 1. Mai in einer Fernsehansprache zum Tod des Al-Qaida-Chefs.

"Was ist denn passiert?" Syriens Präsident Baschar al-Assad im ersten Interview mit einem US-Fernsehsender seit dem Beginn des Aufruhrs in Syrien.

"Die Vorstellung, dass sie zu einem mexikanischen Drogenkartell gehen, um einen Auftragskiller anzuheuern, um den saudi-arabischen Botschafter zu ermorden - das kann doch niemand erfinden, oder?" US-Außenministerin Hillary Clinton zu dem von ihrer Regierung gegen den Iran erhobenen Vorwurf eines Mordkomplotts gegen den saudischen Botschafter in Washington.

"Wir hätten den Platz nie verlassen sollen." Fatma Ramadan, Demonstrantin und Revolutionärin, über den Tahrir-Platz in Kairo, auf dem es seit Monaten zu Massenprotesten gegen die herrschende Regierung kommt.

"Mein ganzes Volk liebt mich. Sie würden sterben, nur um mich zu schützen." Muammar al-Gaddafi, ehemaliger lybischer Staatschef. Am 20. Oktober 2011 wurde Gaddafi in seiner Heimatstadt Sirte unter bislang ungeklärten Umständen getötet.

"Dafür haben wir trainiert." Yoshimi Hitosugi, Sprecher des AKW-Betreibers Tepco, auf die Frage, wie sich die Firma auf mögliche Tsunamis vorbereitet habe.

"Er hätte sich umbringen sollen." Jens Breivik, Vater des norwegischen Attentäters, über seinen Sohn.

"Ich habe diese Arbeit selber geschrieben - ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich darin geschrieben habe." Karl-Theodor zu Guttenberg, damals noch Verteidigungsminister, verzichtet aufgrund der Plagiatsvorwürfe auf seinen Doktortitel.

"Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Promovierenden oder einen Inhaber einer Doktorarbeit berufen." Kanzlerin Angela Merkel zum selben Thema.

"Nicht nur, weil er so gut aussieht wie ich, sondern weil ich glaube, dass er in der Politik sehr viel bewegt hat in den letzten Jahren." Rekordnationalspieler Lothar Matthäus über seinen Wunsch, der ihm mittlerweile ähnlich sehende Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg solle in die Politik zurückkehren.

"Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Ich kann deine Scheiße nicht mehr hören." Ronald Pofalla, Kanzleramtsminister, zu seinem CDU-Parteikollegen Wolfgang Bosbach. Pofalla entschuldigte sich später.

"Liebe Wählerinnen und Wähler, ab heute wird die FDP liefern." Philipp Rösler nach seiner Wahl zum Nachfolger Guido Westerwelles als Vorsitzender der FDP.

"Sie machen nicht viel richtig, aber wenn Sie mal was richtig machen, machen Sie es verkehrt." Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin über die Haltung der Bundesregierung zum internationalen Libyen-Einsatz, wonach sie ein Waffenembargo unterstützte, sich jedoch nicht an dessen Durchsetzung beteiligte.

"Es war schlichtweg Liebe." Christian von Boetticher, zurückgetretener Spitzenkandidat der CDU in Schleswig-Holstein, über sein Verhältnis zu einer 16-Jährigen.

"Thank you & Goodbye" Das wegen eines Abhörskandals eingestellte britische Boulevardblatt News of the World verabschiedet sich von seinen Lesern.

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