Das Politische Buch:Würde und Freiheit

Das Politische Buch: Per Video in aller Welt: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij im Bundestag im März. 2022.

Per Video in aller Welt: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij im Bundestag im März. 2022.

(Foto: Christian Spicker/Imago)

Wolodimir Selenskij hat 16 seiner zahllosen Reden in einem Büchlein zusammengestellt. Der Präsident der Ukraine macht darin deutlich, dass nur der Sieg über Wladimir Putin und dessen Armee zählt.

Von Robert Probst

Mehr als eintausend Ansprachen hat Wolodimir Selenskij seit seinem Amtsantritt 2019 gehalten. So schreibt er es selbst im Vorwort zu "Botschaft aus der Ukraine". Für den schmalen Band hat der Präsident persönlich 16 seiner wichtigsten Reden zusammengestellt. Er möchte damit der Welt die Werte, Ziele und Prinzipien des ukrainischen Volks, das sich seit fast einem Jahr im Abwehrkampf gegen die russische Aggression befindet, nahebringen. Wer die Reden - teils wurden sie gekürzt und bearbeitet - (noch mal) liest, der bekommt eine gute Ahnung davon, was die Ukrainer meinen, wenn Selenskij sagt, erst "der Sieg" werde den Krieg beenden. Es ist ein Buch über Verzweiflung und Wut, aber auch ein Buch über wahren Mut und Zuversicht.

Das Politische Buch: Wolodymyr Selenskyj: Botschaft aus der Ukraine. Aus dem Englischen von Christiane Bernhardt und Gisela Fichtl. Siedler, München 2022. 160 Seiten, 16 Euro. (Die Autorenerlöse gehen an eine von ihm gegründete Initiative zu Unterstützung der Ukraine.)

Wolodymyr Selenskyj: Botschaft aus der Ukraine. Aus dem Englischen von Christiane Bernhardt und Gisela Fichtl. Siedler, München 2022. 160 Seiten, 16 Euro. (Die Autorenerlöse gehen an eine von ihm gegründete Initiative zu Unterstützung der Ukraine.)

(Foto: Siedler)

"Ich werde permanent mit Ihnen in Verbindung stehen", versprach der Präsident am Morgen des 24. Februar 2022 seinen Bürgerinnen und Bürgern. Und er hielt Wort - bis heute. Selenskij ist praktisch immer auf Sendung, er hat die Deutungshoheit. Und er weiß um die Wichtigkeit von eingängigen Botschaften: "Wenn Bomben auf Kiew fallen, fallen sie auf Europa. Wenn Raketen Ukrainer töten, töten sie Europäer." Mit seinem Ausharren in Kiew und seinen Reden hat er fast die ganze Welt zusammengebracht gegen Wladimir Putin.

"Wir sind unbezwingbar."

Zentrale Bedeutung hat aber auch eine Rede vor dem Krieg am 21. November 2021 zum "Tag der Würde und Freiheit". Die beiden Begriffe stehen im Mittelpunkt. "Es ist an der Zeit, unsere Selbstwahrnehmung zu ändern. Ukrainer sind keine Opfer, noch sind wir unterdrückt oder geteilt oder gefangen. Wir sind schön, stark, intelligent, talentiert. Wir sind unbezwingbar. Unbezwingbar sind wir auch, weil wir unsere Würde haben. Ukrainer wissen um eine einfache Wahrheit: dass ein Leben ohne Freiheit gar kein Leben ist. (...) Darum kämpfen wir für unsere Freiheit, auch wenn uns dies das Leben kostet." Für westliche Ohren klingt das vielleicht etwas zu romanhaft, aber es trifft den Kern, wie die Welt die Ukraine seither erlebt.

Nach der Lektüre weiß der Leser zwar immer noch nicht, wer diese oft so elaboriert ausgearbeiteten Reden geschrieben hat, aber er weiß sehr genau, dass künftig "nie wieder jemand sagen wird: Die Ukraine liegt irgendwo dort drüben, bei Russland".

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