Flugzeugabsturz:"Tief betroffen und maßlos traurig"

Stefan K., der dem TSV Wolfratshausen jahrelang eng verbunden war, saß in der Germanwings-Unglücksmaschine

Von Barbara Brießmann, Wolfratshausen

Hier ist er groß geworden, hier waren seine Wurzeln: In Wolfratshausen herrscht Trauer und Fassungslosigkeit, dass Stefan K. beim Airbus-Absturz ums Leben kam. Eine besondere Nähe verband den 38-Jährigen mit dem TSV Wolfratshausen. Schon am Mittwoch schrieb Thomas Metz, Fußball-Abteilungsleiter des Vereins, auf der Homepage: "Liebe Freunde, eine traurige Nachricht hat uns heute morgen erreicht. Stefan, unser langjähriger Sportkamerad und Freund, saß in der Unglücksmaschine 4U9525 und ist eines der 150 Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen." Weiter heißt es: "Tief betroffen und maßlos traurig haben wir diese Nachricht vernommen. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei seiner Frau und Familie."

Dabei wollen es die Fußballer des Vereins nicht belassen, allerdings werde "man es nicht übertreiben". Der Verein möchte auf keinen Fall etwas tun, das die Familie von Stefan K. vor den Kopf stoßen könnte. Eine eigene Trauerfeier werden die Sportler nicht auf die Beine stellen. Das tue man nicht, "allein schon aus Rücksicht auf die Frau", sagt Brigitte Wiedner. Ihr Mann Hans ist technischer Leiter beim TSV, sie kennt Stefan K. "seit 22 Jahren. Damals war er 16." Sie sei schließlich immer auf dem Fußballplatz dabei, "auch wenn ich keine Funktion im Verein habe".

Stefan K. kickte selbst in der Mannschaft, war Jugendtrainer, später acht Jahre lang Schriftführer im Vorstand der Fußballabteilung. "Er war beliebt, dynamisch und ehrlich", erinnert sich Thomas Metz (57), der Stefan K. von Fußballplatz zu Fußballplatz chauffierte, als dieser Jugendtrainer war und noch keinen Führerschein hatte. Im Namen des Vereins wird Metz eine Traueranzeige für den Isar-Kurier formulieren, für die Vereinsnachrichten einen Nachruf. Schon gestern, beim ersten Training nach dem Unglück, legten die Fußballer um 19 Uhr eine Gedenkminute ein.

"Dabei können wir das alle noch gar nicht richtig glauben", sagt Brigitte Wiedner, es sei so "unwirklich". Da ginge es sicher allen so, die bei dem Absturz der Germanwings-Maschine einen lieben Menschen verloren haben. Und der Stefan sei eben auch so einer gewesen.

Sie erinnert sich an seine Jugend, als er nach dem Abitur zum Studieren nach München ging, seine Frau kennenlernte. "Sie haben in Weidach gewohnt." Leider sei sie im Urlaub und nicht in Wolfratshausen gewesen, als Stefan K. hier geheiratet hat, "sonst wären wir dabei gewesen". Die Nähe war groß.

Als Stefan K. vor zweieinhalb Jahren nach Gauting im Landkreis Starnberg gezogen sei, habe er sich einen Traum erfüllt. "Er hat immer ein eigenes Haus haben wollen und war glücklich, als er die Doppelhaushälfte in Gauting gefunden hat."

Ansonsten war der Verunglückte beruflich viel unterwegs. So auch am Dienstag. Stefan K. arbeitete für ein Münchner Unternehmen, das Qualitätswerkzeuge herstellt und international tätig ist, auch in Spanien. Deswegen war er auf den Flug 4U9525 der Germanwings von Barcelona gebucht.

Mit einer Gedenkminute beim gestrigen Training lassen es die Sportfreunde von Stefan K. nicht bewenden. Beim nächsten Punktspiel der "Wölfe" wird auch des Toten gedacht werden. Am 4. April ist der TSV Wolfratshausen, momentan Tabellenletzter, beim Tabellenersten DJK Waldram II zu Gast. Bei dieser Begegnung wird es für viele nicht so sehr um Taktik, Tore und Punkte gehen. Gespielt wird mit Trauerflor, von beiden Mannschaften.

Denn, so sagte es Brigitte Wiedner, "der Stefan hat viele Freunde - auch beim Gegner".

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