Wolfensohn-Nachfolger:Bush: Wolfowitz soll Weltbank-Präsident werden

Wie US-Regierungsvertreter in Washington mitteilten, will der US-Präsident den stellvertrenden Verteidigungsminister als Nachfolger von James Wolfensohn nominieren. Wolfowitz gehört zu den Falken in der US-Regierung.

George W. Bush will offenbar den 61-jährigen Paul Wolfowitz als Nachfolger des Weltbank-Präsidenten James Wolfensohn (71) nominieren.

Das Weiße Haus habe bereits begonnen, die Mitgliedsstaaten der Weltfinanzorganisation davon zu unterrichten, teilte ein Regierungsbeamter in Washington mit.

Wolfensohn hatte im Januar angekündigt, dass er nach zwei Amtszeiten an der Spitze der Weltbank Schluss machen wolle. Am 1. Juni endet seine fünfjährige Amtszeit.

Als Nachfolger waren für das Amt in den vergangenen Wochen auch die geschasste Chefin des Computerkonzerns Hewlett-Packard, Carly Fiorina, sowie der frühere Chef des Pharmaunternehmens Eli Lilly, Randall Tobias, als Kandidaten gehandelt worden.

Und ungeachtet der traditionellen Postenverteilung zwischen IWF und Weltbank wurde in der britischen Presse auch Großbritanniens Finanzminister Gordon Brown als möglicher Kandidat genannt.

Der Stellvertreter von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gilt als führender Kopf im Lager der Falken, die sich 2003 für eine Invasion im Irak eingesetzt haben.

So hatte er bereits ein Jahr zuvor erklärt: "Die einzige Verteidigung gegen Terrorismus ist es, den Krieg zum Feind zu bringen."

Kritik nach dem Krieg

Nachdem im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden waren, sah sich Wolfowitz allerdings massiver Kritik ausgesetzt.

Umstritten war auch ein von Wolfowitz unterzeichnetes Memorandum des Pentagons, in dem erklärt wurde, dass Firmen aus Staaten, die den Irak-Krieg abgelehnt hatten, von der US-Besatzungsmacht keine Aufträge als Generalunternehmer für den Wiederaufbau des zerstörten Landes bekommen sollen.

Im Oktober 2003 war Wolfowitz in Bagdad einem Terroranschlag entgangen. Mehrere Raketen waren auf das Raschid-Hotel abgefeuert, in dem er sich aufhielt. Ein amerikanischer Soldaten war dabei getötet worden.

Die in Washington ansässige Weltbank ist der größte Kreditgeber für Entwicklungsprojekte weltweit. Weil die USA der größte der 184 Anteilseigner-Staaten, sind haben sie die größten Stimmrechte und schlagen traditionell den Präsidenten vor, während an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Europäer steht. Dieser gewährt Kredite im Fall von Zahlungsengpässen seiner Mitgliedsstaaten.

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