Erzbistum Köln:Brücken bauen mit einem Moderator

Kardinal Rainer Maria Woelki

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln (Archivbild)

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Kardinal Woelki muss sich in seinem wichtigsten Beratergremium harsche Kritik anhören. Aber man will beim Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche auch wieder aufeinander zugehen - in kleinen Schritten.

Bei einer Sitzung seines wichtigsten Beratungsgremiums ist dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki heftige Kritik entgegengeschlagen. Ein Großteil der Delegierten des Diözesanpastoralrats habe deutlich gemacht, dass ihr Vertrauen in den Erzbischof erschüttert und man an einem toten Punkt sei, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. Woelki habe darauf hingewiesen, dass er sich das Amt nicht selbst ausgesucht und der Papst ihn beauftragt habe. Nur dieser könne ihn auch abberufen. Vereinbart wurde den Angaben zufolge, für die nächste Sitzung im September einen externen Moderator hinzuziehen. Zu den 75 Mitgliedern des Diözesanpastoralrats gehören außer den Führungskräften der Erzdiözese Vertreter der Priester, Diakone, Orden und pastoralen Mitarbeiter sowie zehn Laien aus dem Diözesanrat.

Die "Vertrauensfrage" wurde gestellt

Laut einer Mitteilung des Erzbistums über die Sitzung am Freitag und Samstag in Bergisch Gladbach gab es "eine offene, kontroverse und faire Aussprache" über "die aktuelle Krise im Erzbistum Köln". Dort wird seit mehr als einem Jahr um die öffentliche Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gerungen. Nach einer Beratung in Kleingruppen habe es eine "emotionale Darstellung der Gruppenergebnisse" gegeben. Die Themen reichten "bis hin zur Vertrauensfrage in Richtung der Bistumsleitung". Eine Abstimmung darüber habe es aber nicht gegeben. Das Gremium sei sich einig gewesen, dass eine Moderation die Möglichkeit eröffnen könne, wieder zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zu finden.

Die Delegierten eine der große Wunsch, dass sich im Erzbistum etwas Grundlegendes verändern müsse, hieß es weiter aus Teilnehmerkreisen. Dabei sei das Bemühen offenbar geworden, Brücken aufzubauen. So seien frühere Sitzungen "top-down" verlaufen, diesmal die Planung der Tagesordnung aber für alle Teilnehmer offen gewesen. Auch die offizielle Pressemitteilung sei mit den Gremienmitgliedern abgestimmt worden. Zum Auftakt der Sitzung hatte Woelki dazu aufgerufen, angesichts der konträren Positionen und Spannungen "aufeinander zuzugehen". Dies müsse "in kleinen Schritten" erfolgen.

"Ich übernehme Verantwortung"

Unterdessen verteidigte der Kardinal am Sonntag auf dem Kölner Online-Portal Domradio.de seinen Umgang mit der Missbrauchsaufarbeitung. In den vergangenen Wochen habe er oft gehört, er solle moralische Verantwortung übernehmen. "Und die übernehme ich, indem ich versuche, vergangenes Unrecht wiedergutzumachen", so der Kardinal. Als "großen Fehler" bezeichnete der Kardinal vor dem Diözesanrat indes die Beförderung des Düsseldorfer Pfarrers D. 2017 zum stellvertretenden Stadtdechanten. Dieser hatte vor 20 Jahren sexuellen Kontakt zu einem 17-jährigen Prostituierten.

Wegen der Vertrauens- und Missbrauchskrise hat Papst Franziskus die Erzdiözese Köln von zwei Bischöfen untersuchen lassen. Sie hatten Köln nach gut einer Woche Visitation am Dienstag wieder verlassen. Sie sollen Franziskus einen Bericht über ihre Gespräche und Erkenntnisse zukommen lassen. Der Papst entscheidet dann, wie er reagiert und wann.

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