Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will wieder vermehrt die Jagd auf Wölfe zulassen. Es gehe nicht darum, den Wolf auszurotten, sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Aber wenn wir die Weidetierhaltung in einigen Regionen nicht aufgeben wollen, müssen wir handeln." Zuvor waren neue Zahlen über Schäden bekannt geworden, die Wölfe 2020 verursacht hatten. Nach Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes stieg die Zahl der durch Wölfe getöteten oder verletzten Tiere auf knapp 4000. In den meisten Fällen handelte es sich um Schafe. Betroffen waren vor allem Weidetierhalter in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
Angriffe gibt es vor allem dort, wo Schutzmaßnahmen fehlen
Schon vorige Woche hatte der Deutsche Bauernverband davor gewarnt, die Haltung von Schafen, Ziegen, Pferden und Rindern auf der Weide drohe "zum Auslaufmodell" zu werden. "Der Wolfsbestand muss endlich reguliert werden", sagte Eberhard Hartelt, der Umweltbeauftragte des Verbandes. Ähnlich argumentiert nun auch Klöckner. Dort, wo viele Wölfe lebten und der Bestand nicht gefährdet sei, "müssen wir jetzt dringend zu einem regionalen Bestandsmanagement kommen", sagt sie.
Allerdings weist der Bericht der Dokumentationsstelle auch einen direkten Zusammenhang zwischen gerissenen Tieren und fehlenden Schutzmaßnahmen aus. "Übergriffe auf Nutztiere kommen vor allem dort vor, wo Schaf-und Ziegenhalter sich noch nicht auf die Anwesenheit von Wölfen eingestellt und Schutzmaßnahmen getroffen haben", heißt es. Dies geschehe selbst in Gegenden, wo Wölfe schon seit Jahren präsent seien. Der ausreichende Schutz von Herden in Wolfsgebieten sei offenbar "noch immer keine Selbstverständlichkeit". Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) widersprach Klöckner. Ungeachtet aller Probleme dürfe Klöckner "den Wolf nicht zur Jagd freigeben", sagte Schulze am Sonntag. "Eine gezielte Bejagung des Wolfes wird es nicht geben."