Wölfe:Raubtiere, was sonst

Sind 40 tote Schafe ein Grund zur Panik? Der Mensch sollte sich ein rationales Verhältnis zum Wolf zulegen.

Von Matthias Drobinski

Der Wolf versteht nichts von Public Relations, der Wolf versteht sich aufs Jagen. Wenn er es in einen Pferch voller Schafe schafft, beißt er so viele Schafe tot, wie er nur irgendwie schaffen kann; um die Fernsehbilder von den toten Tieren kümmert er sich nicht. Als in Baden-Württemberg vor einigen Jahren ein Wolf überfahren wurde, kriegten sich die Leute nicht mehr ein, weil man zum Wolfserwartungsland geworden war. Jetzt, da 40 unschuldige Schafe durch einen Wolf starben, sind sie erschüttert.

Der Wolf hat es schwer mit dem Menschen. Jahrhunderte war er für sie der gierige Verschlinger Rotkäppchens und der Geißlein, wurde gnadenlos erschlagen und erschossen. Jetzt bekommt die alte Irrationalität neue Vorzeichen. Jetzt muss der Wolf herhalten für die romantische Versöhnung des Menschen mit der Natur. Nur dass dabei der Wolf sich gefälligst ans gesunde Menschenempfinden zu halten hat: ein Schäflein gegen den Hunger, in Ordnung. Aber eine halbe Herde - das geht zu weit!

Es sollten sich die Menschen ein rationales Verhältnis zum Wolf zulegen. Er hat sein Lebensrecht, aber Schaf und Mensch gehören geschützt vor ihm. Das kostet Lernbereitschaft und Geld. Und manchmal muss ein Wolf erschossen werden, wenn er gefährlich wird. Er ist und bleibt ein Raubtier.

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