Wochengrafik:Kaninchenzüchter mit Parteibuch

Die Deutschen gelten als Vereinsmeier. Durchaus zu Recht: Die Zahl der Vereine wächst, und jeder zweite Deutsche hat sich mindestens einem von ihnen angeschlossen. Parteien verlieren jedoch Mitglieder.

Den Deutschen wird gern nachgesagt, sie seien ein Volk der Vereinsmeier. Viele denken dabei an den berühmten Kaninchenzüchterverein - und schon ist man beim Klischee. Die Fakten lauten: Ja, es gibt viele Vereine in Deutschland, mehr als 600 000 sind es inzwischen laut einer Befragung der Bertelsmann-Stiftung (ZiviZ-Survey 2017). Jeder zweite Deutsche ist in mindestens einem dieser Vereine Mitglied. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Vereinsdichte aber nur im Mittelfeld, in Skandinavien und in den Niederlanden etwa ist sie höher, in Südeuropa dagegen geringer. Und: Immer wieder wird geklagt, dass Vereinsmitglieder immer älter werden und der Nachwuchs ausbleibt. Das stimmt für einige Organisationen zweifelsohne - dazu gehören etwa die Volksparteien, die im Schnitt nur noch halb so viele Mitglieder haben wie Anfang der 90er Jahre. Diese Meldung machte in dieser Woche die Runde. Vor allem die großen Parteien - formell Mitgliederorganisationen mit Sonderstellung im Grundgesetz - haben mit der Altersstruktur ihre Mitgliedschaft zu kämpfen, zu den Sterbefällen kommen aber auch die Unzufriedenen, die ihr Parteibuch zurückgeben. Während die Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD schrumpften, wuchsen jedoch die Oppositionsparteien im Bundestag. Und obwohl dem Vereinswesen wegen des gesellschaftlichen Wandels und des zunehmenden Individualismus immer wieder die Zukunft abgesprochen wird, sieht die Realität anders aus: Die Zahl der Vereine wächst.

© SZ vom 02.03.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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