Wissen, wann es reicht:Es ist Zeit zu gehen

Nach den US-Vorwahlen in Indiana und North Carolina denkt Hillary Clinton noch lange nicht ans Aufhören. Obwohl sie keine Chancen mehr als US-Präsidentschaftskandidatin hat. Sie ist nicht die einzige Politikerin, die nicht weiß, wann es reicht. Eine Bildergalerie derer, die nicht wissen, wann es vorbei ist

11 Bilder

Hillary Clinton; Reuters

Quelle: SZ

1 / 11

Nach den US-Vorwahlen in Indiana und North Carolina denkt Hillary Clinton noch lange nicht ans Aufhören. Obwohl sie so gut wie keine Chance mehr hat, die Nominierung zur demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin zu gewinnen. Sie ist nicht die einzige Politikerin, die nicht weiß, wann es vorbei ist.

Trotz ihres Sieges bei den Vorwahlen in Indiana haben sich die Aussichten von Hillary Clinton, ihren Rivalen Barack Obama bei den Delegiertenstimmen noch abzufangen, weiter verschlechtert. Zwar hat Clinton bewiesen, dass sie kämpfen kann, wenn es darauf ankommt. Jetzt wäre es aber an der Zeit, ihrem Konkurrenten Barack Obama das Feld zu überlassen, um die Chancen der Demokratischen Partei auf den Wahlsieg im November nicht zu gefährden und dem lähmenden Duell ein Ende zu bereiten. Doch Clinton denkt nicht daran und will bis zum bitteren Ende weitermachen.

Foto: Reuters

Silvio Berlusconi; Reuters

Quelle: SZ

2 / 11

Mit ihrem unbändigen politischen Willen ist Hillary Clinton nicht allein. Auch Silvio Berlusconi tut sich manchmal extrem schwer, Niederlagen einzugestehen. Bei der italienischen Parlamentswahl 2006 unterliegt er hauchdünn seinem Rivalen Romano Prodi. Knapp daneben ist aber auch vorbei. Dennoch weigert sich Berlusconi hartnäckig, Prodi zu gratulieren und verstößt so gegen gute demokratische Sitte.

2008 wagt der "Cavaliere" einen neuen Anlauf, gewinnt klar und wird zum dritten Mal nach 1994 und 2001 italienischer Ministerpräsident - mit 71 Jahren.

Foto: Reuters

Romano Prodi; AFP

Quelle: SZ

3 / 11

Auch Berlusconis Vorgänger Romano Prodi scheint Macht zu fesseln. Im Januar 2008 versucht Staatspräsident Giorgio Napolitano sein Bestes, den Ministerpräsidenten nach immer desaströseren Zuständen im italienischen Parlament zum Rücktritt zu überreden.

Vergeblich, der 68-Jährige schlägt alle Empfehlungen aus und stellt sich im Frühjahr 2008 - bereits zum zweiten Mal - einer äußerst riskanten Vertrauensabstimmung im Senat. "Italien kann sich den Luxus nicht leisten, meine Regierung zu stoppen", sagt Prodi selbstgefällig - und verliert.

Nach 20 Monaten an der Regierung muss auch er seine Niederlage einsehen und erklärt reumütig seinen Rücktritt.

Foto: AFP

Robert Mugabe; dpa

Quelle: SZ

4 / 11

Simbabwes Staatspräsident Robert Mugabe hat die jüngste Präsidentenwahl nach allem, was bekannt ist, verloren - eingestehen will sich der knallharte Despot das allerdings nicht. Stattdessen zögert Mugabe, der Simbabwe seit 1980 regiert, die Bekanntgabe der Ergebnisse fünf Wochen lang hinaus. Nun will sich der 84-Jährige zum Sieg prügeln - seine Gegner von der MDC-Partei leben in Todesangst.

Foto: dpa

Wladimir Putin; Dimitrij Medwedjew; AFP

Quelle: SZ

5 / 11

Wladimir Putin muss sich im Mai 2008 nach zwei Amtszeiten als russischer Präsident verabschieden. Von der Politik will er aber keinesfalls lassen. Statt sich zurückzuziehen, mischt er als wohl mächtigster russischer Ministerpräsident aller Zeiten weiter an prominenter Stelle in der Politik mit - der neue Präsident, sein politischer Ziehsohn Dimitrij Medwedjew, macht's möglich.

Foto: AFP

Fidel Castro; Reuters

Quelle: SZ

6 / 11

Kuba beobachtet jahrelang die Agonie des Regimes von Fidel Castro, Revolutionsführer, Regierungschef und später Staatspräsident. Seit einigen Jahren verschlechtert sich seine Gesundheit rapide, 2006 muss er eine komplizierte Darmoperation über sich ergehen lassen. Zwar übergibt er die Amtsgeschäfte an seinen Bruder Raúl; bis Castro aber offiziell auf seine Ämter verzichtet, vergehen zwei weitere Jahre.

Ganz will der Maximo Lider das politische Feld aber immer noch nicht räumen - er bleibe weiterhin eine "Waffe im Arsenal", so Castro in seiner Abschiedserklärung.

Foto: Reuters

Georg Milbradt; Reuters

Quelle: SZ

7 / 11

Nicht nur im Ausland klammern sich Politiker mit aller Kraft an die Macht - auch deutsche Amtsinhaber können sich oft nur schwer lossagen.

Zum Beispiel der ehemalige sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt. Sechs Jahre lang ist der CDU-Politiker als Nachfolger von Kurt Biedenkopf im Amt - bis zur Sachsen-LB-Affäre. Nicht nur in seiner Rolle als Finanzminister, sondern auch wegen privater Kredite, die er von der Sachsen-LB genommen hatte, muss Milbradt schließlich nach langem Zaudern doch den Hut nehmen. Am 14. April kündigt er seinen Rücktritt an.

Foto: Reuters

Edmund Stoiber; AP

Quelle: SZ

8 / 11

Auch in Bayern weiß nicht jeder, wann die Zeit gekommen ist, dem geliebten Amt Servus zu sagen. Jüngstes Beispiel: der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber regiert Bayern fast 15 Jahre lang, fährt für die CSU bei den Landtagswahlen 2003 mit über 60 Prozent das beste Wahlergebnis aller Zeiten ein.

Mit selbstherrlichem Regierungsstil und unpopulären Reformen verspielt Stoiber viel Sympathie. Sein eigenes politisches Grab schaufelt er sich, als er im Herbst 2005 einen Rückzieher macht und doch nicht als Bundeswirtschaftsministers ins Kabinett Merkel geht. Die Partei-Rebellin Gabriele Pauli verwickelt ihn dann noch in eine "Spitzelaffäre". Die Basis begehrt auf, weite Teile fordern unverhohlen Stoibers Abgang, doch der Langzeit-Ministerpräsident liefert noch ein zähes Rückzugsgefecht, ehe er im Januar 2007 einsieht, dass sein Amt nicht mehr zu retten ist.

Nach dem Putsch auf der legendären CSU-Klausur in Wildbad Kreuth 2007 dauert es dann aber immer noch acht lange Monate, bis Stoiber das Zepter an das neue Führungstandem Beckstein und Huber übergibt.

Foto: AP

Heide Simonis; ddp

Quelle: SZ

9 / 11

Heide Simonis ist zwölf Jahre lang Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Doch 2005 gehen die Wahlen denkbar knapp aus, Rot-Grün verliert die Mehrheit und will mit Hilfe der Stimmen des Südschleswigschen Wählerverbandes weiterregieren. Es wäre genau eine Stimme Mehrheit gewesen - auf dem Papier. In der Praxis erhält Simonis bei der Wahl zur Ministerpräsidentin nur 34 Stimmen - eine weniger als nötig. Ganze vier Mal tritt Simonis an, vier Mal erhält sie nur 34 Stimmen - ehe sie das demütigende Schauspiel beendet und abtritt.

Foto: ddp

Gerhard Schröder; ddp

Quelle: SZ

10 / 11

Auch Gerhard Schröder will es einfach nicht wahrhaben, dass die Union aus den vorgezogenen Bundestagswahlen am 18. September 2005 als stärkste Fraktion hervorgeht. Am Wahlabend erhebt er - sichtlich euphorisiert von der in der Tat überraschenden SPD-Aufholjagd -, den Anspruch, Bundeskanzler zu bleiben. Mehrere zähe Wochen dauert es, bis Schröder einssieht, dass er keine Mehrheit mehr hat und auch in der großen Koalition das Kanzleramt an Angela Merkel übergeben muss.

Foto: ddp

Helmut Kohl; AP

Quelle: SZ

11 / 11

Auch Helmut Kohl verpasst den richtigen Zeitpunkt zum Abgang. Obwohl sich die CDU nach einem neuen Gesicht sehnt, tritt er 1998 nach 16 Jahren als Kanzler ein fünftes Mal als Spitzenkandidat an, obwohl in Deutschland Wechselstimmung herrscht. Bei der Wahl 1998 verliert er dann klar gegen Gerhard Schröders SPD. Kohl hängt aber noch so sehr an der Politik, dass er noch vier Jahre als Hinterbänkler im Bundestag ausharrt, obwohl ihm viele Parteifreunde nahelegen, sich das nicht mehr anzutun.

Foto: AP Text: sueddeutsche.de/cag/bica/woja

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: