Wirecard:Unfassbare Verfehlungen

Mitarbeiter der Bafin haben munter Handel mit Wirecard-Aktien betrieben. Der Fall bringt Inkompetenz und Überheblichkeit bei der Behörde ans Licht. Aber auch die Fehler auf der Seite von Olaf Scholz sind unübersehbar.

Von Cerstin Gammelin

Der Prüfstand, auf den Bundesfinanzminister Olaf Scholz seit Wochen alle mutmaßlich begangenen Fehler im Betrugsskandal Wirecard packt, ist an diesem Mittwoch wegen Überlastung zusammengebrochen. Was ihn zum Kippen gebracht hat, ist die Tatsache, dass Mitarbeiter der deutschen Finanzaufsicht Bafin, die den Zahlungsdienstleister zu beaufsichtigen hatten, dessen Aktien privat so intensiv gekauft und verkauft haben wie sonst keine andere Aktie. Als das Ende des Konzerns absehbar war, stieg der Handel noch mal an. Dass der SPD-Kanzlerkandidat als verantwortlicher Minister diese Insidergeschäfte nicht längst verboten hat, ist eine klare Verfehlung. Er hätte nur in das Regelwerk der europäischen Aufsichtsbehörde ESMA schauen müssen. Dort ist festgelegt, dass allen Beschäftigten der Handel mit Finanzinstrumenten solcher Unternehmen verboten ist, die von ihnen beaufsichtigt werden. Und die Bafin gehört zum Netzwerk der europäischen Aufsicht.

Der Fall Wirecard hat sich zum Symbol von unfassbarer Inkompetenz, Überheblichkeit und Nachlässigkeit entwickelt. Die Chuzpe, mit der Bafin-Präsident Felix Hufeld weiter behauptet, alles richtig gemacht zu haben, ist atemberaubend. Und ein Grund, ihn abzuberufen. Wer die eigenen Fehler nicht sieht, ist für dieses Amt ungeeignet.

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