Welchen Sinn macht hier Strafe? Ein Jahr und neun Monate auf Bewährung! Der Vater des Amokschützen von Winnenden wurde wegen fahrlässiger Tötung in fünfzehn Fällen bestraft. Ja, er hat sich schwer fahrlässig verhalten. Ja, er hat seine Waffe nicht weggesperrt, er hat sie im Schlafzimmer herumliegen lassen.
Blumen und ein Zettel erinnern an den Amoklauf von Winnenden: Knapp zwei Jahre danach hat das Gericht den Vater wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen - er hatte die Tatwaffe unverschlossen im Wohnzimmer aufbewahrt.
(Foto: dpa)Die Frage ist nur: Wie soll sich der Vater des Amokschützen bewähren? Er hat keinen Sohn mehr, den er künftig besser beaufsichtigen könnte. Der Sohn hat nicht nur andere erschossen, sondern auch sich selbst. Der Sohn ist tot - und er hat mit seinen Mordtaten auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Existenz seiner Eltern ruiniert. Ist der Vater nicht schon genug geschlagen?
Das Gericht hätte ihn zwar verurteilen, aber wegen solcher Überlegungen dann von Strafe absehen könnnen. Das Strafrecht gibt diese Möglichkeit , wenn eine Strafe quasi ins Leere geht, weil der Täter durch die Tatfolgen, die ihn treffen, sich gewissermaßen schon selbst bestraft hat.
Doch die Bestrafung des Vaters des Amokschützen geht nicht ins Leere, auch wenn es eher eine symbolhafte Strafe ist. Natürlich muss der Vater nicht resozialisiert werden. Er wird in seinem Leben keine Waffe mehr herumliegen lassen. Zu solcher Sorgfalt muss er nicht mehr erst durch eine Strafe angehalten werden.
Aber: Diese Strafe ist aus Gründen der Generalprävention wichtig. Der Öffentlichkeit muss - auch mit einer solchen Bestrafung - klargemacht werden, dass ein laxer Umgang mit Schusswaffen schuldhaft und strafbar ist. Das ist der Sinn dieser Strafe. Sie sagt der Gesellschaft: Der Umgang mit Waffen ist kein Spiel. Wenn Sportwaffen aus Fahrlässigkeit zu Mordwaffen werden, ist die Bestrafung auch des Fahrlässigen Pflicht.