Williamson verlässt Argentinien:Eine Faust zum Abschied

Holocaust-Leugner Richard Williamson ist vor seinem Abflug nach Großbritannien am Flughafen von Buenos Aires trotz Mütze und Sonnenbrille von Journalisten erkannt worden - der Bischof reagierte gereizt.

Der Piusbruder und Holocaust-Leugner Richard Williamson hat Argentinien an diesem Dienstag Richtung Großbritannien verlassen. Der 68-Jährige startete in einer Maschine von British Airways von Buenos Aires nach London, wie ein Flughafen-Mitarbeiter bestätigte.

Williamson verlässt Argentinien: Persona non grata: Holocaust-Leugner Williamson am Flughafen von Buenos Aires.

Persona non grata: Holocaust-Leugner Williamson am Flughafen von Buenos Aires.

(Foto: Foto: dpa)

Auf ersten Bildern vom Flughafen ist Williamson mit Sonnenbrille und Baseball-Kappe zu sehen, eskortiert von Flughafen-Mitarbeitern. Der erzkonservative Gottesmann versuchte, mit Hilfe einer Mütze (Aufschrift: "Heiliges Herz von Jesus") und einer Sonnenbrille unerkannt zu bleiben.

Als Journalisten damit begannen, ihn zu fotografieren, reagierte der Bischof unwirsch: Im Fernsehen war der 68-Jährige zu sehen, wie er einem Journalisten mit der Faust droht.

Ein Priester des Seminars in La Reja bei Buenos Aires, das Williamson bis vor kurzem geleitet hatte, hielt zusammen mit einem anderen Mann einen Journalisten fest, damit dieser Williamson nicht befragen konnte.

Die aggressive Flughafen-Episode ist der Schlusspunkt eines misslungenen Ablenkungsmanövers, das Williamson eine ungestörte Abreise ermöglichen sollte.

Zuvor hatten Mitglieder der Pius-Bruderschaft behauptet, Williamson sei bereits Ende vergangener Woche ausgereist - die argentinischen Behörden widersprachen.

Der Bruch des 8. Gebotes

"Für uns hält er sich weiter in Argentinien auf. Wir haben keine Ausreise von Williamson registriert", sagte der Leiter der nationalen Ausländerbehörde, Fernando Manzanaro.

"Wenn er nicht durch den Fluss Uruguay geschwommen ist, hält er sich noch in Argentinien auf", fügte Manzanaro hinzu. Allerdings bietet Argentinien angesichts seiner tausende Kilometer langen Land- und Seegrenzen noch weit mehr Möglichkeiten, das Land illegal zu verlassen.

Ein Sprecher der Pius-Bruderschaft hatte zuvor telefonisch behauptet, Williamson habe das Land verlassen. Wohin er gereist sei, wollte der Sprecher der Bruderschaft in dem Vorort Martínez, der seinen Namen wie alle anderen Pius-Mitglieder nicht nennen wollte, nicht sagen.

Die argentinische Nachrichtenagentur DyN zitierte jedoch einen ebenfalls ungenannten Pius-Bruder mit den Worten, Williamson sei "vermutlich nach Europa" gereist - eine Lüge, und damit ein Bruch des 8. Gebotes.

Die Regierung in Buenos Aires hatte den Briten am vergangenen Donnerstag ultimativ aufgefordert, das Land binnen zehn Arbeitstagen zu verlassen. Zur Begründung wurde auf "Unregelmäßigkeiten" in seinem Visumsantrag und vor allem auf die Leugnung des Holocaust hingewiesen.

Die Rücknahme der Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Pius-Bischöfen durch Papst Benedikt XVI. Ende Januar hatte Empörung ausgelöst. Fast zeitgleich war ein TV-Interview mit Williamson veröffentlicht worden.

Darin sagt der Bischof, dass in Nazi-Lagern nicht sechs Millionen Juden ermordet wurden, sondern maximal 200.000 bis 300.000, keiner davon allerdings in Gaskammern.

Einer Aufforderung des Papstes, seine Aussagen zu widerrufen, widersetzte er sich. Er müsse erst die "Tatsachen" neu untersuchen, sagte er in einem Interview.

Die Pius-Bruderschaft distanzierte sich von seinen Äußerungen zur Judenvernichtung während der Nazizeit. Allerdings werden auch der Bruderschaft antisemitische und antijudaistische Tendenzen vorgehalten.

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