Süddeutsche Zeitung

Wikileaks zum Terrorismus:Washingtons Liste der Furcht

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Datenkabel, Fabriken, Häfen: Wikileaks hat eine US-Liste mit möglichen Terrorzielen veröffentlicht. Auch deutsche Einrichtungen sind darunter.

Pipelines, Datenkabel, Fabriken, Häfen - die Liste von Infrastruktureinrichtungen in aller Welt, die aus Sicht der US-Regierung wichtig für Amerikas Sicherheit sind, ist lang. Dank Wikileaks ist die als "geheim" eingestufte Zusammenstellung jetzt zudem öffentlich. Sie ist Teil einer Depesche, die das US-Außenministerium im Februar 2009 an sämtliche Botschaften verschickte und die von Wikileaks nun ins Internet gestellt wurde. De facto ist die Liste eine Aufzählung potentieller Ziele für Terroristen, welche die USA treffen wollen, aber nicht die Möglichkeit haben, in den Vereinigten Staaten selbst zuzuschlagen oder amerikanische Einrichtungen im Ausland direkt anzugreifen.

Denn die Liste umfasst nur Objekte, deren, wie es heißt, "Verlust die öffentliche Gesundheit, wirtschaftliche Sicherheit und/oder nationale Sicherheit sowie den Heimatschutz der Vereinigten Staaten maßgeblich betreffen könnte". Aufgeführt sind zum Beispiel Ölpipelines in aller Welt, die saudischen und irakischen Ölförderanlagen und Ölverladehäfen, Russlands Gasinfrastruktur, aber auch Pharmafabriken in Frankreich und der Schweiz, die Impfstoffe herstellen.

Auch mehrere Orte und Unternehmen in Deutschland werden genannt: So ist etwa das Ludwigshafener Stammwerk des Chemiekonzerns BASF aufgeführt, ebenso Siemens-Standorte, wo Transformatoren und Turbinen hergestellt werden. Auch die Lübecker Drägerwerk AG, Junghans Feinwerktechnik im baden-württembergischen Schramberg sowie mehrere pharmazeutische Unternehmen stehen auf der Liste.

Und schließlich werden das ostfriesische Norden und die Nordseeinsel Sylt als Anlandepunkte für transatlantische Datenkabel genannt. Einige der Ortsnamen sind in der Depesche offensichtlich falsch geschrieben - "Nodren" statt "Norden" -, doch die Liste ist detailliert genug, dass sich die Standorte der Firmen problemlos herausfinden lassen. Auch ganze Länder tauchen auf der Liste als wichtig für die Sicherheit der USA auf, zum Beispiel der Kongo als Lieferant von Kobalt.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2010
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