Wikileaks-Informantin:Manning will keine Pazifistin sein

Bradley Manning

Bradley Manning im August 2013 während des Gerichtsverfahrens

(Foto: AFP)

Am Freitag könnte Chelsea Manning für die Weitergabe von Geheimmaterial den Friedensnobelpreis erhalten. In einem öffentlichen Brief stellt Manning nun jedoch klar: Ein Akt von Pazifismus war die Offenlegung von geheimen US-Dokumenten nicht.

Bradley Manning hat Hunderttausende Geheimdokumente der US-Armee an die Enthüllungsplattform Wikileaks übergeben - als einen Akt des Pazifismus will Manning, der mittlerweile als Frau lebt und sich Chelsea Manning nennt, das aber nicht verstanden wissen.

In einem vom britischen Guardian veröffentlichten Statement wehrt sich der ehemalige Soldat gegen jedwede Art der Etikettierung und Vereinnahmung - auch von Friedensaktivisten. Der Einspruch kommt zwei Tage vor der Verleihung des Friedensnobelpreises, für den Manning als eine Favoritin gehandelt wird.

Es sei ihr nicht klar, was ihr Handeln zum Frieden beigetragen haben solle, schreibt Manning in dem Brief - seit ihrer Verurteilung durch ein US-Militärgericht die erste öffentliche Wortmeldung. "Ich sehe mich nicht als Pazifistin oder Kriegsgegnerin", betont Manning. Zuschreibungen dieser Art basierten allein auf der subjektiven Interpretation ihres Handelns bei der Herausgabe der geheimen Unterlagen.

Sie habe damit nicht Stellung für oder gegen den Irakkrieg beziehen, sondern der Öffentlichkeit lediglich die notwendigen Informationen zur eigenständigen Beurteilung liefern wollen. Auch über die Ehrung mit dem Sean-MacBride-Friedenspreis, mit dem Menschenrechtler und Friedensaktivisten ausgezeichnet werden, äußert sich Manning kritisch. Sie sei bei der gesamten Preisvergabe "außen vor" gewesen und sei darüber "geschockt und frustriert".

Manning war nach der Wikileaks-Enthüllung Ende Juli in 20 Anklagepunkten für schuldig befunden worden, darunter Spionage und Diebstahl. Er hatte der Enthüllungsplattform Wikileaks mehr als 700.000 Geheimdokumente der US-Streitkräfte und des diplomatischen Dienstes zugespielt.

Der frühere Soldat ist mittlerweile unehrenhaft aus der Armee entlassen worden. Den Brief schrieb Chelsea Manning aus einem Militärgefängnis in Kansas, wo sie ihre 35-jährige Haftstrafe verbüßt. Bradley Manning outete sich vor knapp zwei Monaten als transsexuell. Er erklärte, das er ab sofort als Frau leben und sich einer Hormontherapie unterziehen möchte, und bekräftigte dies auch in dem vom Guardian veröffentlichten Schreiben.

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