Wikileaks:Washington vermutet Peking hinter Google-Hacking

Die USA machen einen chinesischen Regierungsbeamten für den Hackerangriff auf den chinesischen Google-Ableger Anfang dieses Jahres verantwortlich. Das soll aus Depeschen der US-Botschaft in Peking hervorgehen.

US-Diplomaten haben hohe chinesische Regierungskreise für den Anfang des Jahres bekanntgewordenen Hacker-Angriff auf Google verantwortlich gemacht. Das geht nach Angaben der britischen Zeitung The Guardian aus geheimen Depeschen hervor, die aus der US-Botschaft in Peking an das Washingtoner Außenministerium geschickt wurden.

Google in China

Aus geheimen Depeschen der US-Botschaft in Peking geht nach Medienberichten hervor, dass die Amerikaner einen ranghohen chinesischen Regierungsbeamten für den Hackerangriff auf Google Anfang dieses Jahres verantwortlich machen.

(Foto: dpa)

Demnach sind US-Diplomaten überzeugt, dass der Angriff von einem hochrangigen Mitglied des Politbüros in Peking dirigiert wurde. Der Mann sei wütend geworden, nachdem er seinen eigenen Namen gegoogelt und kritische Texte über sich selbst gefunden habe. Dieser einzelne Vorfall, so berichtet der Guardian weiter, habe zu einem Angriff auf Google geführt und das Unternehmen gezwungen, "sich von einem potentiellen Markt von 400 Millionen Internet- Benutzern zu entfernen".

"Explosive" Anschuldigungen erstmals öffentlich

Die Cyber-Attacke gegen Google war im Januar dieses Jahres bekanntgeworden. Der Suchmaschinen-Konzern hielt sich daraufhin nicht mehr an die chinesischen Zensurbestimmungen und riskierte damit auch einen Rückzug aus der boomenden Volksrepublik.

Der Zeitung zufolge ist es das erste Mal, dass diese "explosive" Anschuldigung seitens der Amerikaner publik geworden ist. Das Unternehmen und die US-Regierung hätten zwar den Verdacht gehabt, dass führende chinesische Politiker hinter dem Hacker-Angriff von vor einem Jahr steckten, aber niemand habe das seinerzeit laut geäußert.

Die Dokumente, auf die sich der Guardian beruft, gehören zu etwa 250.000 diplomatischen Korrespondenzen, die sich die Internetplattform Wikileaks beschafft und zum Teil zur Auswertung an einzelne Medien weitergegeben hat.

Nach Darstellung der New York Times bieten die Depeschen einen "Flickenteppich von Details" über Cyber-Attacken, die nach amerikanischen Vermutungen aus China kamen - entweder mit der Hilfe oder dem Wissen des chinesischen Militärs. So gehe etwa aus den Korrespondenzen hervor, dass sich chinesische Hacker mit Verbindung zur Volksbefreiungsarmee 2008 mehr als 50 Megabytes an elektronischen Mails sowie eine komplette Liste von Benutzernamen und Passwörtern einer - nicht näher beschriebenen - US-Regierungsbehörde angeeignet hätten.

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