Pandemiepolitik:Abgang eines Unbequemen

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Lothar Wieler, hier neben Karl Lauterbach, lenkte das Robert-Koch-Institut durch eine Ära, die für Virologen und ganz normale Bürger gleichermaßen historisch war. (Foto: John Macdougall/AFP)

Deutschland erlebte ihn streitbar und verzweifelt, pflichtbewusst und desillusioniert. Nun legt Lothar Wieler sein Amt als RKI-Chef nieder. Über einen, der in der Corona-Krise alles gegeben hat.

Von Angelika Slavik, Berlin

Wäre der Anlass nicht so bitter gewesen, man hätte den Auftritten des Lothar Wieler eine beachtliche kabarettistische Qualität zuerkennen können. Am Höhepunkt der Pandemie saß der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) Woche für Woche in der Bundespressekonferenz und mühte sich, den Deutschen die Sache mit dem Virus näherzubringen. Und zwar so anschaulich wie möglich. Das Virusgeschehen, erklärte er dann etwa, sei wie "ein prall gefüllter Luftballon, den wir gemeinsam unter Wasser halten müssen". Als die Infektionszahlen explodierten, konstatierte er: "Dieser Eimer Wasser, der ist ausgeschüttet. Dieses Wasser kriegen wir da nicht mehr rein." Er bemühte Tanker, die auf Kaimauern zurasten und Autos, die von kurvigen Bergstraßen zu stürzen drohten. Und als er irgendwann den Eindruck gewann, seine Mahnungen fänden nicht ausreichend Beachtung, kam er zu dem Schluss: "Ich bin schon lange ein Papagei."

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