Wiedereröffnung:Moschee statt Museum

Im 6. Jahrhundert größte Kirche der Christenheit, zuletzt Museum, nun vom türkischen Präsidenten wieder in eine Moschee ungewandelt: Die Hagia Sophia in Istanbul. (Foto: Ozan Kose/AFP)

Bei der Wiedereröffnung der einst byzantinisch- christlichen Hauptkirche Hagia Sophia in Istanbul als Moschee stand der Freitagsprediger im vollen Ornat und mit Krummsäbel auf der Kanzel. Nun weiß jeder, dass die Aktion Hagia Sophia mindestens so viel mit praktischer Politik zu tun hatte wie mit gelebtem Glauben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mobilisiert damit seine Anhänger in Zeiten sinkender Zustimmungswerte mit der Erfüllung der alten Forderung, das von der säkularen Türkei zum Museum gemachte Gebetshaus wieder für Gläubige zu öffnen. Der Chef der türkischen Religionsbehörde hielt bei der Zeremonie mit Hintersinn den Säbel in der Hand: Er begründete es mit einer Tradition aus der Zeit der Sultane. Das Geschichtsbild dieser Predigt hat mit dem modernen Islam nichts zu tun - außer, man sähe unfairerweise den Islam des bewaffneten Dschihad als den Islam der Gegenwart an.

© SZ vom 28.11.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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