Mit einem österlichen Aufruf an die Kirche, die Seelsorge der Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, statt sich übertrieben politisch zu engagieren, hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner Kritik auf sich gezogen. Der Zeitung Bild am Sonntag sagte die CDU-Politikerin und studierte Theologin Klöckner auf die Frage, warum immer mehr Menschen aus den Kirchen austreten, dass Kirche „nicht immer die Antworten gibt, die die Menschen gerade brauchen“. So hätte die Kirche etwa in der Corona-Zeit „vielleicht noch einen Tick mehr an Stabilität, mehr an Sinnstiftung und Seelenbegleitung geben können“. Klöckner kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben „wie eine NGO“ und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben: „Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb dazu auf der Plattform X, wenn Kirchen sich auch politisch äußerten, sei das „sehr wichtig“. Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, schrieb auf X: „Warum sollten die Kirchen sich nicht äußern zu Ungerechtigkeiten in der Welt, zu Humanität und Menschlichkeit, zum sozialen Zusammenhalt und zur Nächstenliebe?“