Als Häftling ist es Manning verboten, Besuch von Personen zu empfangen, die sie vor ihrer Verurteilung noch nicht kannte. Deswegen konnte sie bisher viele der Freiwilligen nicht treffen, die sich zu einem Unterstützer-Netzwerk zusammengeschlossen haben. Dem Reporter Savage schrieb sie, dass sie sich nicht durch die anderen Gefangenen bedroht fühle: "Ich habe Freunde."
Allerdings leide sie unter der ständigen Beobachtung der Wärter, die sie kaum aus den Augen ließen. Ihren Antrag um Strafnachlass begründet sie in der NYT so: "Ich bitte nicht um Begnadigung, ich weiß, dass die Verurteilung immer in meiner Akte stehen wird. Ich bitte nur um eine Chance, außerhalb des Gefängnisses das Leben als jene Person zu führen, als die ich geboren wurde."
So reagieren die Republikaner - und Wikileaks
Paul Ryan, der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, verurteilte Obamas Entscheidung als "empörend". Manning habe "das Leben der Amerikaner riskiert und einige der sensibelsten Geheimnisse der Nation entblößt", kritisierte der Republikaner. Der scheidende Präsident setze damit einen Präzedenzfall: Diejenigen, die die nationale Sicherheit kompromittierten, würden nicht für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. Von Obamas Nachfolger Donald Trump ist noch keine Reaktion übermittelt.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks begrüßte die Nachricht aus Washington. Die Begnadigung Obamas könnte das Leben der früheren Soldatin gerettet haben, hieß es in einer Mitteilung. Die Entscheidung mache aber nicht das wieder gut, was Chelsea Manning bereits erlitten habe.
"Im Namen der Demokratie und zum Wohle des Rechtsstaates muss die Regierung ihren Krieg gegen Whistleblower und Veröffentlicher wie Wikileaks und mich sofort beenden", forderte Julian Assange in einer Erklärung an die Nachrichtenagentur AFP.
Seit vier Jahren sitzt der Wikileaks-Gründer in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Die Begnadigung der Whistleblowerin Chelsea Manning könnte nun auch für ihn eine Wende bedeuten. Kürzlich teilte er mit, er sei zu einer Auslieferung an die USA bereit, falls Manning begnadigt werden sollte.
In einer Twitter-Nachricht von Wikileaks hieß es nach der drastischen Strafverkürzung für Manning dann auch, Assange sei zuversichtlich, "jeden fairen Prozess in den USA gewinnen zu können". Ob er mit seiner Ankündigung Ernst macht, ist aber alles andere als sicher.