Westerwelle und die FDP:Der lange Lauf des Guido W.

Vom einfachen Liberalen zum Außenminister - und wieder zurück? Guido Westerwelles Zeit an der Spitze der FDP droht abzulaufen. der Druck auf den einstigen Spaßpolitiker, Projekt-18-Verfechter und Dekadenz-Kritiker steigt.

Seine Karriere in Bildern.

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Vom einfachen Liberalen zum Außenminister - und wieder zurück? Guido Westerwelles Zeit an der Spitze der FDP droht endgültig abzulaufen. der Druck auf den einstigen Spaßpolitiker, Projekt-18-Verfechter und Dekadenz-Kritiker steigt. Seine bemerkenswerte Karriere in Bildern.

Die FDP-Bundestagsfraktion trifft sich in Bergisch Gladbach - und Guido Westerwelle muss kämpfen. Wieder einmal. Seine missglückte Libyen-Politik hat Rufe nach einer Ablösung des Außenministers lauter werden lassen. Erst im Frühjahr hatte er auf das Amt des liberalen Parteichefs verzichten müssen. Die Ära Westerwelle scheint zu Ende zu gehen - dabei hatte sie vielversprechend begonnen.

Guido Westerwelle, AP

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Von Anfang an dabei: Westerwelle gehört zu den Mitgründern der Jungen Liberalen, von 1983 bis 1988 hatte er den Bundesvorsitz inne. Die Aufnahme aus dem Jahr 1986 zeigt ihn auf dem FDP-Bundesparteitag in Hannover.

Guido Westerwelle, dpa

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Schneller Aufstieg: 1988 wird Guido Westerwelle in den FDP-Bundesvorstand gewählt, 1993 übernimmt der promovierte Rechtsanwalt den Vorsitz des FDP-Kreisverbands Bonn. Nur ein Jahr später wählt ihn die Partei auf Vorschlag des damaligen FDP-Chefs Klaus Kinkel zum neuen Generalsekretär.

GUIDO WESTERWELLE IM BIG-BROTHER-HAUS

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Keine Kamerascheu: Als Generalsekretär besucht Guido Westerwelle - als erster und einziger Politiker - die Insassen des "Big-Brother"-Containers. Die Politik muss dahin, wo die Menschen sind, begründet er seinen umstrittenen Fernsehauftritt.

Guido Westerwelle, dpa

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Ich kann Kanzler: Guido Westerwelle will nach oben. Im Mai 2001 nimmt er dem führungsschwachen Parteivorsitzenden Wolfgang Gerhardt das Amt ab. Ein Jahr später, im Mai 2002, wird er der erste Kanzlerkandidat in der Geschichte der FDP.

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Positiv denken: Kanzlerkandidat Westerwelle wirbt für das "Projekt 18". Das Ziel: 18 Prozent der Zweitstimmen bei der Bundestagswahl 2002. Im Fernsehen tritt er mit einer 18 auf den Schuhsohlen auf, im quietschgelben "Guidomobil" rollt er durch Deutschland.

Westerwelle tritt nicht mehr für FDP-Vorsitz an

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Zu kurz gesprungen: 7,4 Prozent der Wähler stimmen bei der Bundestagswahl 2002 für die FDP, das "Projekt 18" wird zur Lachnummer. Genauso wie sein stärkster Verfechter Guido Westerwelle - hier bei einem Karnevalsauftritt im Februar 2001 in Aachen.

Guido Westerwelle, ddp

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Tragischer Absturz: Es folgt eine parteiinterne Krise: Jürgen Möllemann (links), FDP-Vize und nordrhein-westfälischer Landeschef, provoziert mit antisemitischen Flugblättern einen Skandal. Am 5. Juni 2003 stirbt Möllemann bei einem Fallschirmabsturz - kurz nachdem der Bundestag seine Immunität aufgehoben hat.

Guido Westerwelle, Angela Merkel, Edmund Stoiber, AP

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Mutti Merkel: Im Jahr 2004 kann Guido Westerwelle gemeinsam mit den Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber, den neuen Bundespräsidenten Horst Köhler durchsetzen. Doch die Freude über den gemeinsamen Erfolg hält nicht lange an, nach der Bundestagswahl 2005 kühlt das Verhältnis zwischen Westerwelle und Merkel deutlich ab. Die CDU-Chefin wird Kanzlerin einer großen Koalition, die FDP geht wieder einmal in die Opposition. Westerwelle spottet über "Mutti" Merkels sozialdemokratischen Kurs.

Guido Westerwelle, AP

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Langer Lauf zur Macht: Elf Jahre lang saßen die Liberalen im Bundestag auf der Oppositionsbank. Der Fraktionsvorsitzende Westerwelle nutzt die Zeit, um sich als Staatsmann warm zu laufen. Zum Beispiel bei einer Rede im September 2009, nach dem von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff auf zwei gekaperte Tanklaster im afghanischen Kundus. Den Rücken durchgedrückt, wählt Westerwelle staatstragende Worte: "Hier geht es nicht um Parteien, hier geht es um unser Land."

Guido Westewelle, Reuters

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FDP im Freudentaumel: Endlich ist es so weit. Bei der Bundestagswahl im September 2009 bekommen die Liberalen 14,6 Prozent der Stimmen - das beste Ergebnis ihrer Geschichte. An der Seite von CDU und CSU kommt die FDP an die Macht. Und kann vor lauter Kraft kaum laufen.

Westerwelle; dpa

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Von nun an geht's bergab: Am 28. Oktober 2009 wird Guido Westerwelle als Vizekanzler und Außenminister vereidigt. Für die Koalitionsverhandlungen mit der Union hat man sich nur wenig Zeit genommen, um pünktlich zum Jubiläum des Mauerfalls am 9. November als Regierung auftreten zu können. Das rächt sich wenig später: Wichtige Fragen wie die FDP-Forderung nach Steuersenkungen wurden nicht ausdiskutiert.

File photo of Free Democratic Party chairman Guido Westerwelle

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Die Dekadenz-Provokation: "Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein. An einem solchen Denken kann Deutschland scheitern." Mit diesen Worten kritisiert Guido Westerwelle nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eine angebliche "Hartz-IV-Mentalität" in Deutschland und löst Empörung aus, auch in der Koalition. Doch Westerwelle entschuldigt sich nicht, sondern legt nach: Die ganze Diskussion trage "klar sozialistische Züge". Unbeeindruckt zeigt sich Westerwelle auch, als Vorwürfe aufkommen, Begleiter bei seinen Ministerreisen könnten geschäftliche, private und politische Interessen verquickt haben.

Kritik aus Kiel: der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, fordert einen personellen Wechsel an der Spitze des Landesverbandes Sachsen-Anhalt

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Wie in der Diktatur: In den Umfragen stürzt die FDP in Rekordtempo ab, die Parteiaustritte mehren sich. Wolfgang Kubicki, Fraktionsvorsitzender im Landtag von Schleswig-Holstein, erinnert die desolate Lage seiner Partei an die "Spätphase der DDR" - die sei irgendwann auch einfach implodiert. Rücktrittsforderungen an Westerwelles Adresse werden immer lauter.

FDP-Fraktionssitzung nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz

Quelle: dapd

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Im freien Fall: Bei mehreren Landtagswahlen muss die FDP bittere Wahlniederlagen einstecken: In Rheinland-Pfalz (im Bild der dortige FDP-Spitzenkandidat Herbert Mertin) fliegt die FDP aus dem Landtag, in ihrem Stammland Baden-Württemberg schafften die Liberalen gerade noch die Fünf-Prozent-Hürde. Jetzt kommt auch Guido Westerwelle nicht mehr an einer Diskussion um seine Person herum.

Westerwelle tritt nicht mehr für FDP-Vorsitz an

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Abschied auf Raten: Eine Woche nach dem katastrophalen Abschneiden der FDP bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz reagiert Guido Westerwelle auf die Kritik. Er werde auf dem Parteitag im Mai nicht mehr als Vorsitzender kandidieren, sagt er. Auch den Vizekanzler-Posten gibt Westerwelle ab. Wenn er nur eines bleiben darf: Außenminister.

Philipp Rösler beim mit Guido Westerwelle im Mai beim Bundesparteitag der FDP in Rostock. Damals wurde Rösler als Nachfolger Westerwelles in den Parteivorsitz gewählt.

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Der Nachfolger: Philipp Rösler übernimmt im Mai 2011 das Amt des FDP-Vorsitzenden. In seiner Abschiedsrede bedankt sich Westerwelle bei vielen Mitstreitern und räumt Fehler ein. Er schließt mit der Abwandlung eines bekannten Westerwelle-Zitats: "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt es einen, der die Sache regelt. Und das bin ich - jetzt nicht mehr."

Guido Westerwelle bei UN-Vollversammlung

Quelle: dpa

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Folgenschwere Entscheidung: Der Weltsicherheitsrat einigt sich im März 2011 auf eine Flugverbotszone über Libyen, um die dortigen Aufständischen vor dem Gaddafi-Regime zu schützen. Deutschland enthält sich - und erntet viel Kritik. Besonders, als sich abzeichnet, dass die UN-Resolution in Verbindung mit Nato-Luftschlägen maßgeblich dazu beiträgt, dass die libyschen Rebellen den Krieg gewinnen.

Westerwelle-Aus von FDP-Kreisen dementiert

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In Bedrängnis: Als Westerwelle den bevorstehenden Sieg über Gaddafi als Erfolg der deutschen Nichtbeteiligung an den Militärschlägen verkauft, kippt die Stimmung endgültig. Altkanzler Helmut Kohl (CDU) rügt, Deutschland sei kein verlässlicher Partner mehr. Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) nennt Westerwelles Politik ein "Debakel". Schließlich äußert FDP-Chef Rösler Respekt für die Nato - und brüskiert Westerwelle. Dessen Ära scheint im August 2011 endgültig zu Ende zu gehen.

© sueddeutsche.de/liv/mikö
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