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Werbespot im US-Wahlkampf:Romney recycelt

Kein Kandidat verfügt über mehr Geld als Mitt Romney. Dennoch hat das Super-Pac des Ex-Gouverneurs von Massachusetts ein altes Video nochmal benutzt. Dahinter steckt jedoch keine neue Sparsamkeit, sondern der Wunsch, Romney als fürsorglichen Kollegen zu zeigen, dem ein verschwundenes Mädchen wichtiger ist als Millionen-Deals.

Matthias Kolb, Washington

Besorgt schaut der Mann in die Kamera: Drei Tage lang sei seine 14-jährige Tochter in New York verschwunden gewesen, erinnert sich Robert Gay, ein ehemaliger Kollege von Mitt Romney bei Bain Capital. Romney habe sofort die Verantwortung übernommen, die Firma geschlossen und sei mit allen Mitarbeitern von Boston nach New York gefahren, um das Mädchen zu suchen.

Sogar eine Kommandozentrale habe Romney eingerichtet, erzählt Gay in dem 32 Sekunden langen Video. Romneys Wahlverein "Restore Our Future" hat den Clip am Donnerstag in Michigan und Arizona veröffentlicht. In beiden Staaten finden am Dienstag Vorwahlen statt. Der Film endet mit Gays Aussage: "Von all den Dingen, die Mitt Romney in seinem Leben getan hat und die viele Leute für nahezu unmöglich halten, ist mir diese Tatsache am wichtigsten: Er hat mir geholfen, meine Tochter zu retten."

Das Video betont eine von vielen Episoden, in denen sich Mitt Romney gegenüber Nachbarn, Kollegen oder anderen Mormonen als äußerst hilfsbereit und großzügig gezeigt hat. Michael Kranish und Scott Helman nennen in ihrer 2012 erschienenen Biographie The Real Romney Dutzende Beispiele, in denen der heute 64-Jährige anderen half, ohne gleichzeitig ein Kamerateam oder Reporter zu rufen, um dies lauthals kund zu tun.

Offenbar aber halten einige Berater im Bostoner Hauptquartier die Suchaktion nach Robert Gays Tochter für so berührend, dass sie die Rechte an einem Film aus dem Jahr 2007 erwarben. Die Unterschiede sind minimal:

Vertreter von Romneys Super-Pac "Restore Our Future" sagten der New York Times, die über dieses Recycling berichtet hatte, man habe die Filmrechte von jener Produktionsfirma erworben, die den Clip 2007 für Romneys Kampagne erstellt habe. Der Multimillionär war bereits 2008 als Kandidat für die Republikaner angetreten. Zugleich wurde betont, dass es keinerlei Absprachen mit dem Kandidaten gegeben habe.

Dies ist juristisch bedeutsam: Denn offiziell sind jegliche Absprachen zwischen den Super-Pacs und den Präsidentschaftskandidaten strikt verboten (mehr zu den Hintergründen in diesem SZ-Artikel; die Kritik des TV-Satirikers Stephen Colbert an dieser absurden Regelung ist in diesem Text nachzulesen). Einige Experten wie Paul Ryan vom "Campaign Legal Center" halten die Zweitverwertung des Clips durch das Super-Pac für illegal.

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