Weltwirtschaft:Die Schönfärber von G 20

Der Brexit sei keine Gefahr für die Weltwirtschaft, sagen die Finanzminister der großen Industriestaaten. Von wegen.

Von Guido Bohsem

Schlechte Stimmung wollten die Finanzminister der 20 größten Industriestaaten der Welt (G 20) nicht aufkommen lassen. Man sei gut gerüstet, um mit dem Brexit fertigzuwerden, versicherten sie nach ihrem Treffen im chinesischen Chengdu. Krise? Nein, über Krisen wollten die Minister in ihrer Abschlusserklärung nichts verlauten lassen. Das Motto war eher: Kein Problem, ein paar Strukturreformen hier, ein paar gezielte Investitionen dort, und die Sache läuft.

Von wegen. Derzeit gibt es nur wenige Orte auf der Welt, die man als prosperierend und sicher bezeichnen könnte. Deutschland gehört dazu. Doch wie lange noch? Die Austrittspläne der Briten könnten auch dem deutschen Wachstum schaden - einmal ganz abgesehen von den Folgen für die Europäische Union. Die Banken in Italien sind überschuldet und müssen wohl bald gerettet werden. Darüber hinaus ist die wirtschaftliche Lage in China weiterhin fragil, Brasilien, Russland und die Ukraine stecken in ernsthaften ökonomischen Krisen.

Wirtschaftspolitik ist zur Hälfte Psychologie, heißt es. Womöglich zeichnen die Finanzminister ein schönes Bild, um die Wähler zu beruhigen oder die Finanzmärkte. Doch dann hätten sie das mit der Psychologie so richtig falsch verstanden. Am wichtigsten ist es nämlich, den handelnden Personen vertrauen zu können, und Vertrauen entsteht nun mal nicht durch Schönfärberei.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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