Süddeutsche Zeitung

Weltweiter Protest nach Mohammed-Film:Muslime demonstrieren in Dortmund gegen Schmähvideo

Friedliche Demonstrationen in Deutschland und Ausschreitungen im Rest der Welt. "Stoppt den Spott" forderten Muslime in Dortmund: "Tod Amerika, Tod Israel, Tod den Feinden des Islam" rief eine aufgebrachte Menge in Nigeria.

Aus Protest gegen den islamfeindlichen Mohammed-Film aus den USA sind am Samstag in Dortmund 1500 Muslime friedlich durch die Innenstadt gezogen. Die Polizei hatte bis zu 1000 Teilnehmer erwartet. Auf Plakaten hieß es: "Nein zu Gewalt, Ja zu Toleranz." Die Muslime riefen immer wieder: "Respekt für alle Religionen. Stoppt den Film, stoppt den Spott!" In einem Flugblatt forderten sie ein Gesetz, das das Verspotten und Schmähen von heiligen Symbolen aller Religionen untersagt.

Einige Teilnehmer hielten während des Marsches Deutschlandfahnen hoch und zeigten Bilder, auf denen Muslime und Christen gemeinsam religiöse Schriften lesen. Männer und Frauen liefen in jeweils eigenen Demonstrationszügen.

Politiker haben unterdessen zur Besonnenheit im Konflikt um das Schmähvideo aufgerufen. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) forderte, die Ausstrahlung des Videos in Deutschland zu verbieten. "So einen Film darf man nicht zeigen. Wir sollten nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen", sagte er der Bild. Er sei zwar ein Freund der Meinungsfreiheit, wisse aber, dass diese Grenzen habe. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) verurteilte jegliche Gewalt im Namen der Religion. "Die größte Beleidigung für eine Religion ist es, in ihrem Namen Gewalt auszuüben", sagte er der Zeitung.

"Tod den Feinden des Islam"

So friedlich wie in Deutschland verliefen die Demonstrationen gegen das Video im Rest der Welt nicht. In Nigeria haben zehntausende Menschen gegen den islamfeindlichen Film aus den USA demonstriert. Der Protestzug erstreckte sich über mehrere Kilometer durch die Stadt Kano, wie ein AFP-Reporter berichtete. "Tod Amerika, Tod Israel, Tod den Feinden des Islam", riefen sie dabei. Die Organisatoren des Protests forderten die US-Regierung auf, Schmähungen des Islam zu unterbinden. Kano ist die zweitgrößte Stadt des Landes und liegt im Norden Nigerias, in dem vor allem Muslime leben.

Nach den blutigen Ausschreitungen von gestern in Pakistan, bahnen sich dort weitere Auseinandersetzungen an. In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad marschierten mehr als 5000 Menschen, darunter hunderte Frauen, auf das Parlament zu. Sie riefen Parolen wie "Wir lieben unseren heiligen Propheten" und "Bestrafung für die, die unseren Propheten erniedrigt haben".

In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen Teilnehmer einer nicht genehmigten Demonstration vor. Teilnehmer warfen dabei Steine in Richtung der Polizei. Medienberichten zufolge gab es mindestens 30 Verletzte und 40 Festnahmen.

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Süddeutsche.de/dpa/afp/sst/mahu
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