Welthunger-Index 2010:Hunger in 29 Staaten

Schockierende Zahlen: 2,2 Millionen Kinder sterben jährlich durch Mangel- und Unterernährung, weltweit hungern etwa 925 Millionen Menschen. Das Ziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, hält die Ernährungsorganisation der UN für unerreichbar.

Bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt hat das vergangene Jahr keine Fortschritt gebracht. Noch immer herrscht in 29 Ländern der Erde große Nahrungsmittelknappheit. 2,2 Millionen Kinder sterben jährlich durch Mangel- und Unterernährung. Das teilte die Welthungerhilfe bei der Vorstellung ihres diesjährigen Welthunger-Index in Berlin mit.

Hungerndes Kind in Malawi

Ein Drittel aller Kleinkinder in Afrika und Südasien ist untergewichtig. In Afrika ist die Lage südlich der Sahara besonders gravierend.

(Foto: AP)

Besonders gravierend sei die Lage in Afrika südlich der Sahara, vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, in Burundi, Eritrea und im Tschad. Auf dem Hunger-Index, den die Hilfsorganisation errechnet, rangieren aber auch Länder in Südasien ganz weit hinten, das größte darunter ist Indien. Im Rest der Welt erreicht nur Haiti ähnlich schlechte Werte.

In Afrika sehen Experten die Ursachen für Hunger vor allem in Konflikten, schlechter Regierungsführung und hohen Aids-Raten. In Südasien sei der niedrige Sozialstatus von Frauen und Mädchen ein Schlüsselproblem. Sie bekämen zum Beispiel erst etwas zu essen, wenn der Rest der Familie satt sei. Auch Bildung wird ihnen in ländlichen Regionen kaum zugestanden. Ein Land habe weitaus bessere Entwicklungschancen, wenn die Rechte von Frauen gestärkt würden.

In diesem Jahr hat die Welthungerhilfe besonders die Lage der Kinder untersucht. Demnach ist ein Drittel der Kleinkinder, nämlich 195 Millionen, in Afrika und Südasien unterentwickelt, ein Viertel (129 Millionen) stark untergewichtig. Bereits in der Schwangerschaft bekommen die Mütter zu wenig Nahrung.

Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, nannte diese Zahlen "erschreckend und beschämend". Vom Welternährungsgipfel und auch von der Bundesregierung forderte sie mehr Investitionen in die landwirtschaftliche Entwicklung und in die Bildung. Kurzfristige außenwirtschaftliche Interessen sollten dahinter zurückstehen. Dass Entwicklungsprogramme funktionieren könnten, zeigten Erfolge in Vietnam, Nicaragua und in der Karibik.

Weltweit hungern nach Schätzungen der UN-Ernährungsorganisation FAO rund 925 Millionen Menschen. Das sind rund 16 Prozent der Weltbevölkerung. Im Vergleich zum Welthunger-Index 2008 sind die Werte im Durchschnitt nur leicht gesunken. Damals galt die Lage in 33 Staaten als gravierend. Das Ziel der Industrienationen, die Zahl der Hungernden bis 2015 im Vergleich zu 1990 zu halbieren, hält die Hilfsorganisation für unerreichbar.

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