Kürzung der Lebensmittelhilfen
Die Vereinten Nationen haben wegen Geldmangels damit begonnen, ihre Lebensmittelhilfe für die Bevölkerung in Syrien zu reduzieren. Die Hilfsleistungen würden diesen Monat um 40 Prozent gesenkt, sagte Elisabeth Rasmusson vom Welternährungsprogramm (WFP). Demnach wird die UN-Organisation zwar wie bisher Lebensmittel an 4,2 Millionen Menschen in Syrien verteilen, doch werde sie die individuelle Menge stark reduzieren.
Auch die syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge außerhalb des Landes seien von November an von den Kürzungen betroffen. Rasmusson zufolge wird im Libanon die Hilfe für die Flüchtlinge um bis zu 30 Prozent gesenkt. In der Türkei werde das WFP sogar gar keine Hilfen mehr verteilen.
Die Gründe für den Geldmangel
Das Welternährungsprogramm steckt in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Die Anfang des Jahres von der internationalen Gemeinschaft zugesagten Mittel reichten für die Syrienhilfe nicht mehr aus, warnt die Organisation. Im Laufe des Jahres habe sich die Syrienkrise in puncto Hilfsbedarf zur größten humanitären Katastrophe entwickelt die es je gab, sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros, Ralf Südhoff, gegenüber Süddeutsche.de.
Das WFP benötigt nach eigenen Angaben bis zum Ende des Jahres insgesamt 352 Millionen US-Dollar (etwa 280 Millionen Euro) für seine Hilfsprogramme, davon 95 Millionen US-Dollar für die Hilfe in Syrien und 257 Millionen US-Dollar für die Unterstützung der Flüchtlinge in den umliegenden Ländern. "In der Syrienkrise wünschen wir uns gerade aus der arabischen Welt noch deutlich mehr Unterstützung", sagte Südhoff.
In Kuwait treffen sich derzeit Staatenvertreter auf einer dritten Geberkonferenz für Syrien. Bei den ersten beiden Runden im Januar 2013 und Januar 2014 hatte die Staatengemeinschaft sechs Milliarden Dollar für die notleidende Bevölkerung versprochen. Nach Angaben Kuwaits wurden die Zusagen jedoch teilweise nicht eingehalten.
Das Auswärtige Amt hat zwar wie im Vorjahr 55 Millionen Euro für humanitäre Hilfe speziell für die Syrienhilfe bereitgestellt. Anders als im vergangenen Jahr aber müssten diese Mittel nun auf fünf große Krisenherde - Zentralafrika, Südsudan, den Nordirak und den Kampf gegen Ebola in Westafrika - verteilt werden, so Ralf Südhoff vom WFP. Hoffnung mache zwar, dass die Budgets des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) angehoben worden seien. Für 2015 fürchtet das WFP allerdings, dass das Budget des Auswärtigen Amtes für humanitäre Hilfe um die Hälfte gekürzt werden soll.
Kampf gegen IS:Türkische Soldaten, die niemand will
An der Grenze stehen Panzer, aber bislang hält sich die Türkei zurück. Die Kritik daran wächst. Aber was, wenn türkische Truppen wirklich in den Häuserkampf in Kobanê ziehen? Die Kurden wollen das nicht. Und für die Nato könnte der Ernstfall eintreten.
IS in Kobanê auf dem Vormarsch
Berichten zufolge setzten die IS-Extremisten ihren Vormarsch im Westen des Irak fort und griffen auch die Kurden im nordsyrischen Kobanê (Ain al-Arab) erneut an. Wie die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News berichtete, eroberte der IS im Westen des Irak eine strategisch wichtige Militärbasis in der Stadt Hīt. Diese liegt knapp 150 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bagdad und beherbergte einen der letzten Armeestützpunkte in der vom IS kontrollierten Provinz Anbar. Die Regierungstruppen hätten einen "strategischen Rückzug" angetreten, hieß es.
Auch im benachbarten Syrien rückten die Dschihadisten vor. Trotz erbitterten Widerstands kurdischer Kämpfer nahmen sie im Häuserkampf einige Gebiete in der seit langem umkämpften Stadt Kobanê ein, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die Kurden hatten zuvor angegeben, Teile der Stadt vom IS zurückerobert zu haben. Unterstützt wurden sie dabei von Luftangriffen des internationalen Bündnisses.
USA und Türkei ringen um Stützpunkte
Parallel zu Beratungen über das weitere Vorgehen gegen die IS-Terrormiliz streiten sich die USA und die Türkei über die Nutzung von Stützpunkten in dem Nato-Land. Ankara dementierte US-Angaben, wonach sich die türkische Regierung bereiterklärt habe, Stützpunkte zur Verfügung zu stellen. Am Dienstag soll in den USA ein erstes Bündnistreffen fortgesetzt werden, bei dem es um eine langfristige Strategie gegen den IS im Irak und in Syrien geht.
Das Anti-IS-Bündnis will die Türkei seit längerem enger einbinden. Die Regierung in Ankara sträubt sich jedoch dagegen und pocht unter anderem auf ein gemeinsames Vorgehen, das sich auch gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad richten soll. Daran wiederum hat der Westen bislang kein Interesse. Die Türkei spielt eine entscheidende Rolle, weil das Land unmittelbar an Gebiete grenzt, die von den IS-Extremisten kontrolliert werden.