Weitere Klage gegen Strauss-Kahn:DSK belastet Sozialisten

Strauss-Kahn ist durch den Vorwurf sexueller Übergriffe diskreditiert - nun gilt sein Parteifreund François Hollande als Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten. Doch auch er soll nicht unbelastet sein.

Nachdem Dominique Strauss-Kahn durch Vergewaltigungsvorwürfe in Verruf geraten ist, gilt sein Parteifreund François Hollande derzeit als Favorit der französischen Sozialisten für die Präsidentschaftswahl. Doch die Journalistin Tristane Banon wirft Hollande vor, davon gewusst zu haben, dass der zurückgetretene IWF-Chef Strauss-Kahn versucht habe, sie zu vergewaltigen.

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Dominique Strauss-Kahn wird ein weiterer Vergewaltigungsversuch vorgeworfen. Wusste sein Parteifreund François Hollande (r.) Bescheid? (Archivbild) 

(Foto: AFP)

Hollande "kannte die Geschichte", sagte Banon in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin L'Express. Der langjährige Parteivorsitzende habe sie nach dem Vorfall im Jahr 2003 sogar einmal angerufen und ihr gesagt, dass er sich Sorgen mache.

Hollande wies die Vorwürfe der 32-Jährigen zurück und erklärte Folgendes: Banons Mutter, die sozialistische Abgeordnete Anne Mansouret, habe ihm damals von einem "Zwischenfall" erzählt, der sich ereignet haben sollte und von dem er nichts Näheres gewusst habe, sagte der frühere Oppositionsführer. "Acht Jahre später wird eine Anzeige erstattet in Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Vorfall, den ich nicht in allen Einzelheiten kannte", sagte Hollande.

Wie ein "brünstiger Schimpanse"

Banons Anwalt hatte am Montag mitgeteilt, seine Mandantin werde den zurückgetretenen Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) anzeigen. Die Journalistin wirft Strauss-Kahn vor, er habe sie zu vergewaltigen versucht, als sie zu einem Interview in seine Wohnung gekommen sei - der frühere französische Finanzminister sei wie ein "brünstiger Schimpanse" über sie hergefallen, habe ihren BH aufgemacht und versucht, ihr die Jeans auszuziehen.

Über französische Anwälte ließ Strauss-Kahn umgehend eine Gegenanzeige wegen falscher Anschuldigungen ankündigen. Er war erst vergangene Woche überraschend aus dem Hausarrest in New York entlassen worden. Der frühere Weltwährungsfonds-Chef darf die USA aber weiter nicht verlassen.

Laut einem nicht bestätigten Zeitungsbericht wollen die US-Ermittler die Klage gegen Strauss-Kahn wahrscheinlich fallenlassen. Grund dafür sei die mangelnde Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers, berichtet die New York Post unter Berufung auf einen hochrangigen Vertreter der Staatsanwaltschaft. Spätestens bei der in zwei Wochen geplanten Anhörung vor Gericht oder sogar schon früher werde die Klage wohl zurückgezogen. Das Blatt zitiert den Vertreter mit den Worten: "Ihre Glaubwürdigkeit ist mittlerweile so angeschlagen, damit können wir den Fall mit ihr nicht durchstehen."

Im Pariser Élysée-Palast ist man nach den Worten eines Beraters von Präsident Nicolas Sarkozy bestürzt über die neuen Vorwürfe gegen den Ex-IWF-Direktor Strauss-Kahn. "Wir sehen die Affäre wie die ganze Welt - mit ein bisschen Fassungslosigkeit", sagte Henri Guaino dem Radiosender Europe1. "Ich weiß nur allzu gut, dass das Leben ein Roman ist, aber das ist dennoch eine bestürzende Geschichte."

Eine politische Verschwörung gegen den 62-Jährigen schloss Guaino gleichzeitig aus. "Ich überlasse es den Science-Fiction-Fans, weiter Szenarien zu schreiben", sagte er.

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