Minsk:Lukaschenko: Anschlag auf U-Bahn ist aufgeklärt

Die weißrussische Regierung hat im Fall des Attentats auf die Minsker Metro einen Ermittlungserfolg verkündet: Zwei Tatverdächtige sollen gestanden haben. Als Hintermänner des Blutbads vermutet der Präsident Regimegegner.

Zwei Tage nach dem Bombenanschlag mit 12 Toten in der Minsker Metro wollen die Behörden die Tat aufgeklärt haben. Am Vormittag hatten die Behörden zwei Tatverdächtige verhaftet - wenig später verkündete der autokratische Präsident Alexander Lukaschenko den Erfolg: Die Festgenommenen hätten im Fall des Anschlags auf die U-Bahnstation Oktjabrskaja ein Geständnis abgelegt und sich darüber hinaus zu früheren Anschlägen in der Ex-Sowjetrepublik bekannt.

Weißrussischer Staatschef Alexander Lukaschenko

Stolz auf die Ermittlungsarbeit von KGB und Polizei: Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat verkündet, das Attentat auf die Minsker Metro mit zwölf Toten sei aufgeklärt.

(Foto: dpa)

"Heute Morgen um fünf Uhr haben sie ein Geständnis abgelegt", sagte Lukaschenko. Die Lösung des Attentats sei eine "glänzende Operation" des Geheimdienstes KGB und der Polizei. Medien zufolge droht den mutmaßlichen Tätern die Todesstrafe. Die autoritär regierte Ex-Sowjetrepublik ist das einzige Land Europas, das Verurteilte hinrichtet - per Genickschuss.

Regierung nimmt Regimegegner ins Visier

Die beiden Männer würden vom Geheimdienst KGB weiter verhört, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in der weißrussischen Hauptstadt nach Angaben der unabhängigen Agentur Belapan mit. Bei einem der Tatverdächtigen handele es sich um einen weißrussischen Staatsbürger, der aufgrund von Videobildern aus der Metrostation festgenommen worden sei.

Nun sollten die Behörden noch verschiedene Regimegegner unter die Lupe nehmen. "Man muss sich deren Aussagen genau ansehen. Möglicherweise decken diese Angehörigen der 'fünften Kolonne' ihre Karten auf und nennen die Hintermänner dieser Tat", sagte Lukaschenko.

Landesweit war in Weißrussland für Mittwoch Staatstrauer verhängt worden, um der zwölf Todesopfer und etwa 190 Verletzten des Anschlags zu gedenken. An öffentlichen Gebäuden wurden Fahnen auf halbmast gesenkt, vielerorts fielen größere Veranstaltungen und Feiern aus.

Am Ort der Bluttat suchten Fahnder, darunter sieben Sprengstoff-Experten aus Israel, weiter nach Hinweisen. Der russische Botschafter in Minsk legte einen Kranz für die Opfer nieder. Der zentral gelegene U-Bahnhof, auf deren Bahnsteig der Sprengsatz explodierte, blieb weiter gesperrt.

Die Moskauer Zeitung Kommersant berichtete von Massenvorladungen der weißrussischen Behörden. Das Innenministerium in Minsk habe Blogger und Journalisten, die eine mögliche Verwicklung des autoritären Regimes von Präsident Alexander Lukaschenko in die Bluttat angedeutet hätten, zur Anhörung einbestellt, hieß es.

Nach Informationen des russischen Blatts Nesawissimaja Gaseta nahm die Polizei in Minsk am Montag bereits Personen fest, obwohl der Grund für die Explosion in der Metro noch völlig unklar war. Die Behörden würden die Situation ausnutzen, um den Druck auf die prowestliche Opposition zu erhöhen, beklagten Regimegegner in der weißrussischen Hauptstadt.

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