Weihnachten:Christen feiern Jesu Geburt

Christen in aller Welt haben in der Nacht das Weihnachtsfest gefeiert. Der Papst rief im Vatikan zum Frieden auf. Auf den Philippinen und in Nigeria war es jedoch ein blutiger Heiligabend.

"Herr, zerbrich die Stöcke der Treiber, verbrenne die dröhnenden Stiefel, lass die Zeit der blutbefleckten Mäntel zu Ende gehen", betete der Papst vor tausenden Gläubigen im Petersdom. "Richte die Herrschaft deiner Wahrheit und deiner Liebe auf in der Welt", fügte er hinzu. Umgeben von Leibwächtern schritt er zu Beginn der Messe durch den Mittelgang und hielt zweimal an, um Babys zu segnen. In seiner Predigt erinnerte Benedikt an die Geburt Jesu Christi, die an Weihnachten gefeiert werde und betete, dass die Gläubigen Christus ähnlicher werden mögen.

Benedikt nannte Jesus den Träger der Verheißung des Friedens: "Dieses Kind hat das Licht der Güte in den Menschen entzündet und ihnen Kraft gegeben, der Tyrannei der Macht zu widerstehen." Jesus brauche nicht Ratgeber aus den Weisen der Welt. "Er ist gerade in der Schwäche des Kindseins der starke Gott und zeigt uns so gegenüber den auftrumpfenden Mächten dieser Welt Gottes eigene Stärke." Es gebe auch heute noch "dröhnende Stiefel" und blutige Gewalt, so Benedikt. Er bitte also Gott, seine Macht zu zeigen, für ein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.

Am Heiligen Abend 2008 und 2009 war der Papst während seines Einzugs in den Petersdom von einer psychisch kranken Frau angegriffen worden. 2008 konnten die Leibwächter sie stoppen, aber im vergangenen Jahr riss sie Papst Benedikt XVI. Zu Boden. Das Kirchenoberhaupt blieb dabei unverletzt. Kardinal Roger Etchegaray hingegen stürzte und brach sich bei dem Angriff die Hüfte. Der Vatikan überprüfte daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen. Vor dem Hintergrund der Paketbombenanschläge auf zwei Botschaften am Donnerstag waren die Sicherheitsvorkehrungen für die diesjährige Christmette erhöht worden. Da der Papst während seiner Audienzen und Gottesdienste stets von zahlreichen Menschen umgeben sei, bestehe jedoch immer ein gewisses Risiko, hieß es aus dem Vatikan.

Vor dem Beginn der Messe hatte Benedikt an der Enthüllung der traditionellen Krippenlandschaft auf dem Petersplatz teilgenommen. Er erschien dazu an einem Fenster im Apostolischen Palast und zündete eine Kerze an. Währenddessen harrten auf dem Petersplatz trotz strömenden Regens zahlreiche Gläubige aus. Die aus dem Jahr 1842 stammende Krippe mit der Weihnachtsszene im Stall zu Bethlehem wurde in diesem Jahr durch neun philippinische Figuren ergänzt.

Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, spendet der Papst traditionell den festlichen Segen "Urbi et Orbi"" (der Stadt und dem Erdkreis) und spricht in zahlreichen Sprachen den Weihnachtssegen. Zu der Zeremonie werden erneut tausende Gläubige erwartet. Die Papstmessen zu Weihnachten und zu Neujahr werden in diesem Jahr in sechs Sprachen live im Internet übertragen und können auch weltweit auf dem iPhone empfangen werden.

"Den Lärm der Waffen übertönen"

Bei den Weihnachtsfeierlichkeiten in der Stadt Bethlehem im Westjordanland betete der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, für Frieden im Nahen Osten. "Es ist unser Wunsch für dieses Fest, dass die Glocken unserer Kirchen den Lärm der Waffen in unserem verwundeten Nahen Osten übertönen", sagte Twal während der Messe, an der auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teilnahm.

Der ranghöchste Geistliche der römisch-katholischen Kirche im Heiligen Land rief zum Dialog der Religionen auf. In Deutschland riefen die Vorsitzenden von katholischer und evangelischer Kirche zu mehr Mitmenschlichkeit auf.

"Wir haben die Vision von einer Gesellschaft der Solidarität, in der einer für den anderen mitsorgt", sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der Süddeutschen Zeitung. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, sagte im Deutschlandradio Kultur, das Wichtigste im Leben seien "die Beziehungen zu anderen Menschen und zu Gott".

Blutige Weihnachten in Nigeria und auf Jolo

Bei einem Bombenanschlag auf eine christliche Weihnachtsmesse auf der philippinischen Insel Jolo im Süden des Landes wurden sechs Menschen leicht verletzt. Die Explosion ereignete sich nach Angaben des Militärs während eines Gottesdienstes. Die Bombe sei in der Nähe des Altars explodiert und vermutlich von Mitgliedern der radikalislamischen Gruppierung Abu Sayyaf dort versteckt worden, sagte ein Militärsprecher. Die Insel Jolo gilt als Hochburg der Gruppe, die mit der Terrororganisation al-Qaida in Verbindung steht.

Zudem haben mutmaßliche Mitglieder einer Islamisten-Sekte haben an Heiligabend im Norden Nigerias Christen bei einer Weihnachtsmesse angegriffen. Das Militär habe die Angreifer nach einem mehrminütigen Feuergefecht vor einer Kirche in der Stadt Maiduguri in die Flucht geschlagen, teilte ein Armee-Sprecher in der Nacht zum Samstag mit. Niemand sei verletzt worden.

Die Angreifer seien mutmaßlich Mitglieder der Boko-Haram-Sekte. Die Gruppe wird seit dem vergangenen Jahr im Norden des Landes für eine Serie religiös motivierter Angriffe verantwortlich gemacht. Unterdessen wurden im Zentrum des Landes acht Menschen bei einer Explosion getötet. Wie ein Polizei-Sprecher sagte, wurden acht weitere Menschen verletzt. Die Ursache der Explosion war zunächst unklar. Der Vorfall ereignete sich in einer Region, in der es starke Spannungen zwischen Christen und Muslimen gibt. Gewalttaten zwischen den Religionsgemeinschaften haben in dem Gebiet dieses Jahr bereits mehrere hundert Menschen das Leben gekostet.

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