Süddeutsche Zeitung

Warschau:Trump: "Polen ist die Seele Europas"

  • Eindeutig bekennt sich Trump bei seiner Rede in Warschau zu der in Artikel 5 des Nato-Vertrags festgeschriebenen Beistandsklausel.
  • Am Rande seines Besuchs hatte Polen von den USA Patriot-Abwehrraketen gekauft.
  • Bei einer Pressekonferenz mit Polens Präsident Duda sagt Trump, er glaube, dass Russland sich mit Hackingangriffen in die US-Präsidentschaftswahl 2016 eingemischt habe.

Vor seiner Weiterreise zum G-20-Gipfel nach Hamburg ist US-Präsident Donald Trump bei einem Auftritt in Warschau frenetisch gefeiert worden. Bei einer Rede Trumps an das polnische Volk jubelten ihm auf dem Platz vor dem Denkmal des Warschauer Aufstands Hunderte Menschen zu.

Eindeutig bekannte er sich bei dieser Gelegenheit zu der in Artikel 5 des Nato-Vertrags festgeschriebenen Beistandsklausel. Er betonte aber auch: "Alle Nato-Mitglieder müssen ihre finanziellen Pflichten erfüllen. Wir haben darauf bestanden. Deshalb fließen nun Milliarden in die Nato."

Auch Polen hat seine Verteidigungsausgaben erhöht, wozu der US-Präsident das Land in seiner Rede ausdrücklich beglückwünschte. Am Rande seines Besuchs hatte Polen von den USA Patriot-Abwehrraketen gekauft. Trump betonte außerdem, man wolle die Wirtschaftsbeziehungen weiter vertiefen.

Unter den Zuhörern der Rede war auch Polens früherer Gewerkschaftsführer und späterer Präsident, Lech Walesa, der maßgeblich am Widerstand gegen die einstige sozialistische Führung beteiligt war.Trump sprach dem polnischen Volk seine Anerkennung aus für dessen unerbittlichen Widerstand gegen feindliche Einflüsse. Er ging explizit nicht nur auf die Gräueltaten der Nazis ein, unter denen die Polen leiden mussten, sondern erwähnt auch die Unterdrückung durch die ehemalige Sowjetunion.

"In diesen dunklen Tagen habt ihr Euer Land verloren, aber ihr habt nie Euren Stolz verloren", rief Trump den Polen zu. "Die Geschichte Polens ist die Geschichte eines Volkes, das nie die Hoffnung verloren hat, das nie zerbrochen ist und das nie vergessen hat, wer es ist", sagte der US-Präsident. "Amerika liebt Polen."

Trump lobt den "unverwüstlichen Geist" der Polen

Donald Trump weilt seit Mittwoch in Polen. Dort wurde er vom polnischen Präsidenten Andrzej Duda im Warschauer Königsschloss begrüßt, anschließend gab es Donnerstagvormittag eine gemeinsame Pressekonferenz. Trump hatte schon dort seine Gastgeber überschwänglich gelobt: "Die Menschen in Polen sind fantastisch. Sie haben einen unverwüstlichen Geist. Wir waren nie enger mit Polen als jetzt."

Trump nahm bei seinem Besuch auch an einem Gipfel der Drei-Meeres-Initiative - eines Zusammenschlusses von zwölf mittel- und osteuropäischen Ländern - teil. Dabei versprach er, dass die USA Energielieferungen niemals als Druckmittel gegen ost- und mitteleuropäische Staaten einsetzen werden. Die Region sei ihm sehr wichtig. Trumps Frau Melania stammt aus Slowenien, das der Initiative angehört.

Geplant sind bei Trumps Polen-Aufenthalt noch Gespräche mit Regierungen russischer Nachbarstaaten. Dort ist das Misstrauen gegenüber Russland seit der Annexion der Krim gewachsen. Polen, Estland, Lettland und Litauen fühlen sich seit dem Beginn der Ukrainekrise verstärkt von Moskau bedroht. Auch Trump drückte in Warschau ein gewisses Misstrauen gegenüber Russland aus. Er glaube, dass Russland sich mit Hackingangriffen in die US-Präsidentschaftswahl 2016 eingemischt habe. "Es könnten aber auch andere Nationen gewesen sein", fügte er hinzu.

Nach seinem Warschau-Aufenthalt reist der US-Präsident nach Deutschland weiter, wo er sich am Donnerstagabend in Hamburg mit Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen soll, um ein Vorgespräch zum G-20-Gipfel zu führen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3575997
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/Reuters/dayk/jael/max
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.