Warnung der UN:40 Prozent der Syrer sind auf Hilfe angewiesen

Die humanitäre Lage in Syrien verschlechtert sich dramatisch: Fast ein Drittel der gesamten Bevölkerung ist nach UN-Angaben auf der Flucht. Zumindest auf die Warnungen vor einem Polio-Ausbruch scheint die Regierung nun zu reagieren.

Vor Beginn des Winters ist die Zahl der Notleidenden in Syrien nach Angaben der Vereinten Nationen dramatisch gestiegen. Vier von zehn Menschen sind mittlerweile auf Hilfe angewiesen. Die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland verschlechtere sich weiterhin rapide und unaufhaltsam, sagte UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos auf einer nicht-öffentlichen Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen nach Angaben einer Sprecherin.

Die geschätzte Zahl der Hilfebedürftigen sei inzwischen auf etwa 9,3 Millionen gestiegen - 2,5 Millionen mehr als noch im September. 6,5 Millionen davon seien Vertriebene innerhalb des Landes, auch hier hat die Zahl deutlich, um etwa die Hälfte, zugenommen. Insgesamt leben etwa 23 Millionen Menschen in Syrien.

Amos forderte die Bürgerkriegsparteien erneut auf, den Helfern Zugang zu gewähren und Zivilisten zu schonen. Den Sicherheitsrat mahnte sie, Druck auf alle Beteiligten zu machen. Ohne ein Engagement des Rates werde es keinen Fortschritt geben. Menschenrechts- und Hilfsorganisationen beklagen seit langem, dass sie nur schwer oder gar nicht zu Bedürftigen in Syrien gelangen können.

Damaskus will Polio-Ausbruch eindämmen

Zuletzt sorgte die Nachricht für Entsetzen, dass im Nordosten des Landes die Kinderlähmung ausgebrochen ist. Die syrische Regierung sicherte am Montag die Lieferung von Impfstoffen zu, um alle Kinder im Land gegen die ansteckende Krankheit zu impfen. Der stellvertretende Außenminister Faisal Mokdad versprach, den Hilfsorganisationen Zugang zu allen Kindern zu geben - egal ob sie sich in einem Gebiet unter Kontrolle der Regierung oder in einer umkämpften Region befinden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in der vergangenen Woche von zehn Fällen von Kinderlähmung im Nordosten des Landes berichtet. In der Provinz Deir al-Sor, die an den Irak grenzt, wurde bislang bei 22 Kindern Polio festgestellt. Ärzte befürchten, dass die ansteckende Kinderlähmung sich rasch ausbreitet.

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