Warnung aus Israel:Im Ernstfall im Alleingang gegen Iran

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"Wir meinen es ernst": Jerusalem würde offenbar auch ohne US-Unterstützung mit militärischen Mitteln iranische Atomanlagen zerstören.

Thorsten Schmitz, Tel Aviv

Die israelische Regierung würde im Zweifelsfall offenbar auch ohne Unterstützung ihres wichtigsten Verbündeten, den USA, mit militärischen Mitteln iranische Atomanlagen zerstören.

Auf Blitzbesuch: US- Verteidigungsminister Robert Gates (rechts) traf auch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zusammen. (Foto: Foto: Getty)

Verteidigungsminister Ehud Barak sagte am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem US-Kollegen Robert Gates in Jerusalem dreimal, dass als Antwort auf Irans Atomprogramm "alle Optionen" auf dem Tisch lägen.

"Das ist unsere Position", sagte Barak. "Wir meinen es ernst." Israel sei zwar dankbar für die Unterstützung der Vereinigten Staaten. Dennoch "ziehen wir es vor, von den USA die Ausrüstung und die Unterstützung zu bekommen und die Verteidigung Israels selbst zu übernehmen".

Erst am Samstag hatte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, General Mohammed-Ali Dschafari, Israel vor einem Militärschlag gegen die Atomanlagen seines Landes gewarnt. Israels gesamtes Territorium liege in Reichweite iranischer Raketen, sagte der oberste Militär Irans und drohte auch mit einem Angriff auf Israels Atomanlage in Dimona in der Negev-Wüste. Mit einer Reichweite von mehr als 2000 Kilometern könnten die iranischen Mittelstreckenraketen jeden Teil Israels erreichen, betonte der General.

Bereit zum Dialog

US-Verteidigungsminister Gates sagte am Montag, Israel und die USA seien sich einig, dass eine iranische Atommacht eine "Destabilisierung der gesamten Region" bedeuten würde. Die USA seien zu einem Dialog mit Iran bereit. Gates sagte, Obama hoffe noch für diesen Herbst auf eine Reaktion Teherans. Als möglichen Termin nannte er den Beginn des neuen Sitzungsjahrs der UN-Vollversammlung Mitte September.

Obama hatte bereits im März Teheran einen "Neubeginn" in den Beziehungen vorgeschlagen. Die USA und andere westliche Länder werfen Iran vor, an einer Atombombe zu arbeiten. Die Regierung in Teheran weist dies allerdings zurück und behauptet, mit dem Atomprogramm solle lediglich die Stromerzeugung Irans gesichert werden.

Treffen mit Abbas

Israel fühlt sich nach den Drohungen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, Israel werde von der Landkarte verschwinden, von Iran in seiner Existenz bedroht. Vertreter der israelischen Regierungen erklären immer wieder, man werde eine nukleare Aufrüstung der islamischen Großmacht keinesfalls akzeptieren.

Manöver der israelischen Luftwaffe über dem Mittelmeer nahe Gibraltar und der Marine im Roten Meer und im Suez-Kanal in den vergangenen Wochen mit U-Booten, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, werden als mögliche Vorbereitungen eines israelischen Angriffs auf Iran gedeutet. Am Sonntag testete die Marine erfolgreich ein Raketenabwehrsystem.

Aus den USA kommen derzeit widersprüchliche Aussagen zu einem möglichen israelischen Angriff auf Iran. Vizepräsident Joe Biden hatte Anfang Juli gesagt, die USA könnten Israel nicht vorschreiben, was es zu tun habe. Präsident Obama hatte kurz darauf erklärt, man habe Israel kein "grünes Licht" für einen Angriff gegeben.

Am Sonntag sagte US-Außenministerin Hillary Clinton dem US-Fernsehsender MSNBC, Israel sei ein unabhängiger Staat. "Jeder unabhängige Staat, der sich existenziell bedroht fühlt, wird anderen Staaten nicht zuhören, wenn sie glauben, dass sie handeln, um ihr Überleben zu sichern."

Gates Reise findet zeitgleich mit dem Besuch des US-Nahostbeauftragten George Mitchell im Nahen Osten statt. Mitchell traf am Montag mit Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak zusammen und wollte am Abend Palästinenserpräsident Mahmud Abbas treffen.

© SZ vom 28.7.2009/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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