Waldbrände:Brasilien schickt Soldaten ins Feuer

Industriestaaten wollen dem Land beim Löschen im Amazonas helfen.

Von Sebastian Schoepp

Waldbrände: In Brasilia steigen Soldaten in ein Flugzeug, um bei der Brandbekämpfung im Amazonas zu helfen.

In Brasilia steigen Soldaten in ein Flugzeug, um bei der Brandbekämpfung im Amazonas zu helfen.

(Foto: Sergio Lima/AFP)

Die Welt schrie auf ihn ein, und endlich hat Brasiliens rechtsnationalistischer Präsident Jair Bolsonaro reagiert: Die brasilianische Armee wird in Gang gesetzt, um die Brände im Amazonas-Regenwald zu bekämpfen. 44 000 Soldaten sollen in dieser "beispiellosen" Aktion Feuerwehrleute spielen, wie Verteidigungsminister Fernando Azevedo am Samstag mitteilte. Wie viel das bringt, ist fraglich, nicht nur, weil Soldaten keine Feuerwehrleute sind, sondern auch, weil ihnen die nötige Ausrüstung vor Ort fehlt. Immerhin könnte das Militär das Legen von neuen Bränden verhindern.

Umso gespannter blickte die Welt nach Biarritz, in der Hoffnung, der G-7-Gipfel werde Wegweisendes beschließen. Die Brände wurden am Samstag beim Abendessen ausführlich diskutiert, die Ankündigung von Emmanuel Macron war dann am Sonntag eher dünn: Man werde mit den betroffenen Ländern Kontakt aufnehmen, es gehe um "technische und finanzielle Mittel", sagte er, ohne auf Details einzugehen. Es müsse Hilfe für die Aufforstung geben. Konfrontation mit Bolsonaro will man vermeiden, damit der sich nicht noch tiefer eingräbt. Chile soll als Vermittler fungieren, Präsident Sebastián Piñera hat einen guten Draht zu Bolsonaro.

Das war dann, gemessen an den Erwartungen vieler Umweltschützer, doch etwas wenig, aber es ist auch nicht einfach mit dem trotzigen Brasilianer. Donald Trump hatte Hilfe angeboten, Länder wie Portugal und Spanien hätten Löschflugzeuge und Spezialausrüstung, aber Brasilien will sich nicht helfen lassen. Klüger verhielten sich Kolumbien und Bolivien. Die Länder baten am Wochenende um Hilfe, nun lädt bereits das US-Löschflugzeug Supertanker Wasser über den bolivianischen Brandherden ab. Das Flugzeug kann 75 000 Liter Wasser abwerfen und fliegt mehrmals täglich vollgefüllt zu den Einsatzorten, teilte Präsident Evo Morales mit.

Um auch Brasilien zum Handeln zu bewegen, hatte sich am Freitag in Europa eine Front formiert, die forderte, das Freihandelsabkommen mit dem Mercosur als Hebel zu benutzen: Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Präsident Macron, der irische Premier, Grünen-Chefin Annalena Baerbock und andere hatten erklärt, das Abkommen dürfe nicht unterschrieben werden, solange der Waldschutz nicht gesichert sei. Selbst der sonst sehr freihandelsfreudige EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte in Biarritz: Wenn die brasilianische Regierung die Zerstörung der grünen Lunge des Planeten zulasse, sei es schwer vorstellbar, dass der für das Abkommen notwendige Ratifizierungsprozess harmonisch verlaufe. Kanzlerin Angela Merkel soll allerdings der Meinung sein, das Kippen von Abkommen lösche keine Brände.

Auch Boris Johnson sprach sich strikt gegen Beschränkung des Freihandels aus. Die Efta-Staaten Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein handelten in diesem Sinne, als sie am Wochenende verkündeten, man sei so weit, mit dem Mercosur nach EU-Vorbild ein Freihandelsabkommen zu schließen. Damit würden 95 Prozent der Ausfuhren nach Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay vom Zoll befreit. Auf solche Mitteilungen haben die Rinder- und Sojabarone in Roraima, Rondônia, Tocantins, Para, Acre und Mato Grosso gewartet, weshalb sie weiter fleißig abfackeln.

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