Die eine macht gar nichts, die andere ein bisschen zu viel: CDU und SPD haben ihre Wahlplakate vorgestellt. Die Kampagnen sind in etwa so, wie auch ihre Spitzenkandidaten Merkel und Steinbrück auftreten. Sie sind die Gesichter ihrer Parteien und stehen besonders im Fokus des Wahlkampfs: Die Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück. Im September werden sie sich im Kanzerduell direkt gegenüber stehen, bis dahin auf Veranstaltungen in der ganzen Bundesrepublik für die eigene Politik werben. Trotz aller Konkurrenz scheinen sich die Kandidaten nun gerade im Wahlkampf einig zu sein - beide setzen mit ihren Kampagnen auf die Gemeinschaft. Die CDU wirbt mit dem Slogan "Gemeinsam erfolgreich"...
... bei Peer Steinbrück und der SPD heißt es: "Das WIR entscheidet".
Weil das "WIR entscheidet", stellt auch das "WIR" vor: Peer Steinbrück präsentierte die SPD-Plakate gemeinsam mit Generalsekretärin Andrea Nahles. Bei der Veranstaltung im Ballhaus Rixendorf im Berliner Stadtteil Neukölln versprach Nahles "den modernsten Wahlkampf aller Parteien in Deutschland". Bisher war die Taktik der Sozialdemokraten nicht erfolgreich: Die SPD steht in Umfragen derzeit je nach Umfrageinstitut bei 22 bis 27 Prozent, während die Union bei ungefähr 40 Prozent liegt.
Die CDU-Plakate stellte Generalsekretär Herrmann Gröhe in Berlin vor. "Es geht darum, dass alle ihren Beitrag dafür leisten, dass Deutschland ein erfolgreiches Land bleibt",so erklärte er den Slogan seiner Partei.
Dafür betont die CDU vor allem die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland. Glückliche Gesichter, alt und jung - die Christdemokraten bleiben in Sachen Wahlkampagne bei der Taktik, die schon ihre Kanzlerin erfolgreich umsetzt: wenig Angriffsfläche bieten, unauffällig bleiben, nicht aus der Reihe tanzen.
Überraschenderweise verzichtet die CDU darauf, Merkel selbst auf den Plakaten zu zeigen. Das Gesicht der Kanzlerin wird in den kommenden Monaten trotzdem auf den Straßen in Deutschland hängen - dafür sorgt die Konkurrenz.
Die SPD setzt darauf, am Bild der unangreifbaren Kanzlerin zu kratzen: mit Anspielungen auf die Patzer der schwarz-gelben Koalition. Mit einem Motiv kritisieren die Sozialdemokraten Merkel für ihren Umgang mit der NSA-Spähaffäre und verspotten sie gleich noch für die Äußerung, das Internet sei "Neuland". Ein anderes Plakat stellt das "Kompetenzteam" der Kanzlerin infrage. Es zeigt Merkel im Gespräch mit Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Kanzleramtschef Ronald Pofalla: Beide machen durch die Drohnen- und Ausspähaffäre zur Zeit vor allem negative Schlagzeilen.
Neben der Kritik an Merkel wirbt die SPD mit sozialen Themen wie einem Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde oder bezahlbaren Mieten. Durch das von der CDU seit dem 1. August eingeführte Betreuungsgeld ist die Familienpolitik ein wichtiges Thema. Sollte sie nach der Wahl regieren, will die SPD die "Herdprämie" gleich wieder abschaffen und in Kitaplätze investieren.
Auch der CDU sind Familien "besonders wichtig". Wie die Partei sie unterstützen will, lässt sie aber offen. Insgesamt wollen die Christdemokraten 8700 Plakate der Kampagne in ganz Deutschland anbringen, weitere Motive sollen folgen. Auf den neuen Plakaten wird dann vor allem ein Motiv zu sehen sein: Angela Merkel. Eine kluge Entscheidung, wo doch die Rekord-Umfragewerte für die Partei vor allem auf die Kanzlerin zurückzuführen sind.
Auch die SPD wird nachlegen. Vorerst will sie 8000 Plakate in ganz Deutschland aufhängen, zehn Tage vor der Wahl sollen noch einmal 7000 dazukommen. Mit dem ersten Schwung hat die Partei bereits für Verwirrung gesorgt - ihr grammatikalisch fragwürdiger Slogan erschien einigen gewollt, aber nicht gekonnt. Ob sie für die anderen Plakate auf den Slogan oder ihren häufig kritisierten Kanzlerkandidaten setzt, ließ die SPD offen.