Wahlkampfteam des SPD-Kanzlerkandidaten:Steinbrück muss sich sputen

Ein Büro und einen Dienstwagen hat er zwar schon, aber ein Pressesprecher fehlt noch. Und er braucht einen erfahrenen Wahlkampfexperten - was schwierig werden dürfte. Nach seiner überstürzten Ernennung zum SPD-Kanzlerkandidaten muss sich Peer Steinbrück auf die Schnelle eine Mannschaft zusammenstellen. Heute muss der Parteivorstand ihn überhaupt erst mal offiziell nominieren.

Susanne Höll

Parteitag der NRW-SPD

Seine überstürzte öffentliche Vorstellung stellt Peer Steinbrück vor Probleme: Wie und mit wem kann er seine Kanzlerkandidatur durchziehen?

(Foto: dpa)

Seine überstürzte öffentliche Vorstellung stellt den designierten Kanzlerkandidaten der SPD, Peer Steinbrück, vor einige Probleme. Schon in den vergangenen Monaten hatte er sich insgeheim und in kleinstem Zirkel Gedanken darüber gemacht, wie und mit wem an seiner Seite er das Herausforderer-Amt meistern könnte. Lange Zeit glaubte er, zumindest bis Ende November Zeit für die Antworten auf diese Fragen zu haben.

Steinbrück wird SPD Kanzlerkandidat

Eigentlich sollte er frühestens im November ernannt werden - nun braucht der designierte SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück auf die Schnelle eine Mannschaft.

(Foto: dpa)

Nun aber muss es schnell gehen. Steinbrück, der bis Freitag streng genommen einfacher Bundestagsabgeordneter war, hat bislang vier Mitarbeiter. Zwei davon waren allerdings von der SPD-Fraktion für das Finanzmarkt-Projekt abgestellt worden, das der Ex-Finanzminister inzwischen aber beendet hat. Die SPD-Zentrale im Berliner Willy-Brandt-Haus hat ihm inzwischen zwar ein Büro und einen Dienstwagen organisiert.

Aber Steinbrück braucht nun dringend einen Pressesprecher. Wer dieser Tage wissen will, was der Kandidat will oder nicht will, muss ihn selbst anrufen oder den einen oder anderen Gewährsmann, die allerdings keinerlei offizielle Funktion haben und deshalb auch nicht zitiert werden dürfen.

Des Weiteren muss sich Steinbrück einen Wahlkampfmanager suchen. Dieser Posten ist schwer zu besetzen, aus mehreren Gründen: Er - oder auch sie - muss das Vertrauen Steinbrücks genießen, eng mit der von Parteichef Sigmar Gabriel und Generalsekretärin Andrea Nahles geführten Wahlkampfmannschaft der Parteizentrale zusammenarbeiten und sein Handwerk verstehen.

Zwei Namen

In der SPD gibt es davon nicht viele; in der Partei werden immer wieder nur zwei Namen genannt, wenn man nach erfahrenen Wahlkampfexperten fragt. Der eine ist Matthias Machnig, inzwischen Wirtschaftsminister in Thüringen. Er organisierte für Gerhard Schröder erfolgreich die Bundestagswahlkämpfe 1998 und 2002. Der zweite ist Kajo Wasserhövel, enger Vertrauter des einstigen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, der die Wahlkämpfe 2005 und 2009 verantwortete. Im Moment sieht es aber nicht so aus, als ob einer der beiden tatsächlich für den Job in Frage kommt.

Etwas mehr Zeit kann sich Steinbrück mit der Auswahl jener Mannschaft aus Politikern lassen, mit dem er nächstes Jahr in den Wahlkampf geht. Früher nannte man diese Gruppe Schattenkabinett. Inzwischen spricht man von Kompetenzteams, weil selbst im Erfolgsfall keinesfalls alle Beteiligten einen Kabinettsposten bekommen werden. Steinmeier hatte bei seiner Kanzlerkandidatur 2009 dazu eine Riege von 18 Leuten zusammengestellt, von denen etliche weitgehend unbekannt waren und es auch blieben.

Steinbrück wird das wohl anders halten, man wird die Mitglieder seines Teams sicher an zwei Händen abzählen können: Zwei, drei Frauen werden sich sicher darin finden, vielleicht auch ein Gewerkschafter. Denn bei Wählerinnen und den Arbeitnehmerorganisationen kommt der Kandidat bislang nicht gut an. Einem SPD-Politiker ist schon jetzt ein Platz sicher: Der Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier, der ein gutes Jahr Mitglied der Kanzlerkandidaten-Troika war und lange Zeit als Favorit für den Herausforderer-Posten galt, soll in dem Team für die Themen Sicherheits- und Außenpolitik zuständig sein.

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