Wahlkampf in USA:Obama sieht Gaddafis Tod als "klare Botschaft an alle Diktatoren"

Zwar sind Gaddafis Todesumstände noch immer ungeklärt. US-Präsident Obama nutzt das Ende des Despoten dennoch für einen Wahlkampfauftritt: Dessen Tod sei eine Warnung an alle Gewaltherrscher, sagte er. Allerdings kritisierte Obama die öffentliche Zurschaustellung von Gaddafis Leiche.

US-Präsident Barack Obama sieht den gewaltsamen Tod des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi als Warnung für alle Gewaltherrscher. "Man wünscht natürlich niemandem solch ein Ende, aber es sendet eine klare Botschaft an die Diktatoren rund um den Erdball", sagte Obama bei einem Auftritt in der Show von Talkshow-Moderator Jay Leno am Dienstag. Der Arabische Frühling habe Gaddafi eine Chance zu einem demokratischen Wandel gegeben. "Wir haben ihm jede Gelegenheit dazu gegeben, aber er wollte das nicht."

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Barack Obama auf Wahlkampftour: Mit Talkshow-Auftritten versucht der US-Präsident derzeit, um Spenden zu werben.

(Foto: AFP)

Obama kritisierte jedoch die Art, wie der tote Diktator öffentlich zur Schau gestellt wurde. "Es gibt einen bestimmten Anstand, mit dem Tote behandelt werden müssen", sagte er. Zum Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur meinte der Präsident, er verfolge die Auseinandersetzung derzeit eher am Rande. "Wenn nur noch ein oder zwei (Kandidaten) übrig sind, fange ich an, drauf zu achten."

Gaddafi war in der Nacht auf Dienstag nach Angaben des libyschen Übergangsrats an einem geheimen Ort bestattet worden. Er war am vergangenen Donnerstag in seiner Geburtsstadt Sirte getötet worden. Scharfe Kritik gab es am Nationalen Übergangsrats wegen des Umgangs mit Gaddafis Leiche: Tagelang war der Körper neben dem toten Sohn Mutassim und seinem Armeechef in einer Kühlhalle in Misrata zur Schau gestellt worden. Darüber hinaus ist nach wie vor unklar, ob Gaddafi bei Gefechten starb oder gezielt von Truppen der Übergangsregierung umgebracht wurde.

Obama tingelt derzeit durch die amerikanischen Talkshows als Teil seiner dreitägigen Wahlkampftour durch Nevada, Kalifornien und Colorado, um Spenden für seinen Wahlkampf zu sammeln und für seine Wirtschaftspolitik zu werben. Der Opposition warf der US-Präsident abermals vor, die Parteipolitik vor die Interessen des Landes zu stellen. Nach seiner Entscheidung, bis zum Jahresende alle US-Truppen aus dem Irak zurückzuziehen, sei er "vorsichtig optimistisch", dass die Iraker Konflikte künftig friedlich lösen, sagte der Präsident. Die USA könnten "zu Recht stolz sein", den Irakern durch den Sturz Saddam Husseins eine Gelegenheit gegeben zu haben, ihr Schicksal selber zu bestimmen. "Es hätte aber andere Wege gegeben, das zu erreichen."

Bei Talkshows trat Obama schon häufiger auf, so auch bei Lenos Konkurrent David Letterman und bei der populären Satiresendung The Daily Show mit Jon Steward. "Wir sind daran interessiert, die Leute dort zu erreichen, wo sie sind", sagte Obamas Pressesprecher Jay Carney.

Am Montagabend ließ Obama durchblicken, dass er dem Wahlkampf um eine zweite Amtszeit verhalten entgegensieht: "Diese Wahl wird nicht so sexy sein wie die erste", sagte er in einer Rede vor Unterstützern im kalifornischen Los Angeles - darunter der US-Schauspieler Will Smith und der ehemalige Basketball-Star Earvin "Magic" Johnson. "Damals war ich noch frisch und neu. Ich hatte keine grauen Haare und jeder liebte die 'Hoffnung'-Poster und so."

Obama hatte 2008 mit seiner Kampagne große Begeisterung ausgelöst, sein Motto "Yes, we can" (Ja, wir schaffen das) wurde in weiten Teilen der Welt berühmt. Dieses Mal werde es mit einem Sieg schwieriger: "Wir werden ihn mühsam erkämpfen müssen", sagte Obama. Die Präsidentenwahl findet am 6. November 2012 statt. Laut Umfragen ist mehr als die Hälfte der Amerikaner mit dem Amtsinhaber unzufrieden, die oppositionellen Republikaner lasten ihm die hohe Arbeitslosigkeit im Land an.

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