Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen:Lindner kritisiert Kraft als "Rabenmutter" für NRW

Lesezeit: 2 min

Der Hoffnungsträger der FDP teilt kräftig aus: Auf dem Parteitag der Kölner FDP wirft Christian Lindner Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vor, sie lege das Land in Ketten. Unterstützung bekommt der designierte Spitzenkandidat von einem seltenen Gast.

Im Saarland, wo an diesem Sonntag gewählt wird, sind die Prognosen für die FDP extrem schlecht. In Nordrhein-Westfalen haben die Liberalen dagegen plötzlich wieder Chancen. Der Mann, auf dessen Schultern die Hoffnungen der ganzen Partei liegen, hat den Wahlkampf mit einer Frontalattacke gegen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft angeheizt. "Schulden, das sind Ketten, in die wir eine nächste Generation legen", sagte Christian Lindner in Wiehl.

Christian Lindner beim Parteitag des FDP-Bezirksverbands Köln in Wiehl (Foto: dpa)

"Was ist das für eine Landesmutter, eigentlich, die ihre Kinder in Ketten legt?" fragte der designierte FDP-Landesparteichef beim Parteitag des Bezirksverbands Köln, dem mit 3600 Mitgliedern stärksten FDP-Verband in Deutschland. "Finanzpolitisch ist Hannelore Kraft eine Rabenmutter."

Schützenhilfe bekam er von Außenminister Guido Westerwelle, der seit seinem Rückzug vom Parteivorsitz im Mai 2011 nicht mehr auf Wahlkampfveranstaltungen aufgetreten war. "Wir können nicht zulassen, dass in Nordrhein-Westfalen genau die Schuldenpolitik jetzt gemacht wird, die in Griechenland überwunden werden soll", betonte Westerwelle. Die FDP habe mit Lindner gute Chancen: "Hier steht jemand ein mit ganzem Herzen für Nordrhein-Westfalen, deshalb werden wir auch erfolgreich sein."

Werner Hoyer - nach seinem Wechsel zur Europäischen Investitionsbank legte er sein Amt als Bezirksvorsitzender nieder - sagte, es sei bereits ein Ruck durch die FDP gegangen seit Lindners Nominierung. Während die FDP in den vergangenen Wochen stets in Umfragen zwischen zwei und drei Prozent dümpelte, legte sie in der jüngsten Erhebung vor wenigen Tagen auf vier Prozent zu. Auch im Bund steckt die FDP in der Krise. Im Saarland wird ein klares Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde erwartet.

Linder äußerte die Hoffnung, dass ein erfolgreicher Einzug der NRW-Liberalen in den Düsseldorfer Landtag auch einen positiven Schub für die Bundespartei bringen könnte. "Ich bin sicher, dass ein Erfolg am 13. Mai hier in Nordrhein-Westfalen auch zu einer (...) dringend erforderlichen Neubewertung der liberalen Partei insgesamt in Deutschland führen wird." Lindner war erst vor gut drei Monaten als FDP-Generalsekretär zurückgetreten.

Während CDU-Spitzenkandidat Nobert Röttgen und SPD-Spitzenkandidatin Kraft sich bei ihren Aussagen über ihre Karrierepläne im Falle einer Wahlniederlage verzettelt hätten, stehe er klar zu NRW, betonte Lindner. Der 33-Jährige krisitierte, Rot-Grün habe in vielen Bereichen wie der Bildungspolitik nur Verlierer produziert. Die FDP wolle punkten mit solider Haushalts-, Bildungs- und Industriepolitik. Der Wahlkampf auf der Straße zeige ihm: "Das Eis ist gebrochen."

Die FDP-Fraktion habe hohe Glaubwürdigkeit bewiesen, als sie mit allen Konsequenzen den rot-grünen Haushalt im Landtag abgelehnt habe, betonte Westerwelle. Am Nein der Opposition zum Etat 2012 war am 14. März die rot-grüne Minderheitsregierung gescheitert. Die Liberalen hatten wie CDU und Linke gegen den Haushaltsentwurf gestimmt. Das Parlament löste sich daraufhin auf.

Schafft die NRW-FDP die Fünf-Prozent-Hürde nicht, verschärft sich auch die existenzielle Bedrohung der Bundespartei weiter. Im vergangenen Jahr mussten die Liberalen schon fünf Landesparlamente verlassen.

© dpa/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: