Union und SPD ringen noch darum, wer den nächsten Kanzler stellt. Die Kleinen streiten sich um Platz drei. Und dieses Rennen ist so offen wie nie. Alle vier - Grüne, Linke, FDP und AfD - liegen dem ZDF-"Politbarometer" zufolge bei acht Prozent. Was dem Grünen-Spitzenkandidaten Cem Özdemir die Vorlage liefert für die Feststellung: Der Kampf ist ganz neu eröffnet.
An diesem Freitag stellen Bündnis 90/Die Grünen ihre erste Plakat-Kampagne für die Bundestagswahl vor. "Magenta auf Grün - das knallt am stärksten": Kürzer lässt sich die Farbwahl der Grünen nicht erklären. Sie wollen es krachen lassen; allen soll diese Kampagne ins Auge fallen. Dass das bitter nötig ist, wissen die Grünen. Noch immer sind sie nicht da, wo sie sein möchten: bei zehn Prozent plus in den Umfragen.
FDP:Christian Lindner macht auf Rammstein
Die FDP präsentiert ihre Wahlkampagne. Dabei wird klar: Die Liberalen setzen im Wahlkampf voll auf ihren Vorsitzenden. Parallel dazu stellt ein ehemaliger Wegbegleiter ein zorniges Buch vor.
Die Plakate sind indes keine Provokation. Sie schocken nicht, sie rühren kein Herz, sie werden keinen Streit auslösen. Kampf sieht anders aus, könnte man auch sagen. Die Grünen haben sich für grüne Selbstverständlichkeiten entschieden; die Wiederholung soll ihnen beim Wähler helfen. Beinahe wertfrei heißt es auf dem ersten Plakat: "Zukunft kann man wollen. Oder machen." Einen Hauch programmatischer wird es mit "Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts." Und als nachgerade "forsch" muss so wohl der Satz gelten: "Entweder Schluss mit Kohle oder Schluss mit Klima." Über die Kampagne der Grünen sagt das alles: Sie bietet bislang nicht viel mehr als Plattitüden.
Die Linke verspricht "Frische" im Wahlkampf
Auch die Linken können mit den vom "Politbarometer" prognostizierten acht Prozent nicht zufrieden sein. Zweistellig soll das Ergebnis sein und bestenfalls zu einem Mitte-Links-Bündnis führen, sagt Spitzenkandidat Dietmar Bartsch, der am Freitag die Wahlkampagne präsentiert. Natürlich fordert die Partei einen Politikwechsel, ein Ende des "Weiter so". "Wir wollen Angela Merkel als Kanzlerin ablösen", wettert Bartsch. Warum? "Damit alle gut und gerne in Deutschland leben können", sagt sein Wahlkampfleiter Matthias Höhn. Ob Sahra Wagenknecht diesen Verweis auf den Wahlslogan der Union auch gut findet, bleibt unklar, die Mit-Spitzenkandidatin ist nicht erschienen.
Im Fokus der Wahlplakate stehen zum einen die Köpfe von Fraktions- und Parteispitze. "Photoshop bringt zehn Jahre", lobt Spitzenkandidat Bartsch die Arbeit der Abteilung Bildbearbeitung. Ob damit die vom Wahlkampfleiter versprochene "Frische" der Kampagne gemeint ist? Zum anderen geht es um zentrale Anliegen der Linken: Steuergerechtigkeit, bezahlbares Wohnen, Frieden, Abrüstung oder mehr Gerechtigkeit für Kinder. Die Erfahrung, dass viele Plakate ohnehin verunstaltet werden, schlägt sich auf einem großen Plakat nieder. Aus "Keine Lust auf Weiter so" wird durch Schwärzungen "Lust auf Die Linke".
Wer landet Ende September auf dem dritten Platz? Wenige Wochen vor der Wahl liegen die kleinen Parteien gleichauf. Dafür, dass das Rennen so knapp ist, wirken diese Kampagnen eigentümlich zahm.