Wahlfälschung in Afghanistan:Karsai will Vorwürfe prüfen lassen

Afghanistans Präsident Karsai verurteilt Wahlfälschung - das Ausmaß der Manipulationen zu seinen Gunsten sei von den Medien falsch dargestellt, sagt er.

Der afghanische Staatschef Hamid Karsai hat gefordert, den Betrugsvorwürfen nach der Präsidentenwahl in Afghanistan nachzugehen. "Betrug, wenn es ihn gab, muss untersucht werden, und zwar fair und vorurteilslos", sagte Karsai in Kabul. Ungeachtet dessen glaube er fest daran, dass die Wahl rechtmäßig abgelaufen sei.

Es habe keinen Betrug in dem "Ausmaß gegeben, von dem die Medien berichten". Nach dem vorläufigen Endergebnis hat Karsai die absolute Mehrheit der Stimmen gewonnen. Es bestehen jedoch Zweifel, ob nicht ein Teil der Stimmen gefälscht wurde.

Abdullah: Wahlbetrug spielt Taliban in die Hände

Karsais stärkster Herausforderer bei der Wahl im August, Abdullah Abdullah, forderte eine schnelle Aufklärung der Fälschungsvorwürfe. Wenn eine illegitime Regierung weitere fünf Jahre an der Macht bliebe, würde dies die radikal-islamischen Taliban stärken, sagte Abdullah in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

"Das wäre dann der Fall, wenn die Wahl durch Betrug entschieden würde, wenn also nicht alle betrügerischen Wahlzettel aus dem Ergebnis herausgerechnet würden", fügte er hinzu.

Nach den massiven Kritik seitens der EU-Wahlbeobachter über Unregelmäßigkeiten bei der Wahl in Afghanistan sieht die CDU die Glaubwürdigkeit des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai erschüttert. CDU-Außenpolitiker Eckart von Klaeden sagte der Berliner Zeitung: "Als Staatsoberhaupt trägt er die Verantwortung dafür, die Abstimmung so zu organisieren, dass sie regulär verläuft."

Sollte sich der Eindruck bestätigen, er sei der Hauptprofiteur der Unregelmäßigkeiten, würde das seine Glaubwürdigkeit noch mehr beeinträchtigen, sagte der CDU-Politiker weiter.

Britische Soldaten getötet

Klaeden betonte, mit ihrer hohen Beteiligung an der Wahl hätten die Afghanen sehr viel Mut bewiesen. "Die Afghanen haben ein beeindruckendes Zeichen für ihren Willen zur Demokratie abgelegt", fügte er hinzu. Falls so manipuliert worden sei, dass es einen Einfluss auf das Ergebnis habe, müsse ein zweiter Wahlgang stattfinden.

Der deutsche Botschafter in den USA, Klaus Scharioth, bezeichnete derweil die Ausbildung von heimischen Sicherheitskräften als Schlüssel für ein Ende des Afghanistan-Konflikts. Bei einem Besuch der Militärhochschule in Fort Leavenworth in Kansas, sagte Scharioth am Mittwoch, die Entwicklung Afghanistans zu einem stabilen Land brauche Zeit und Geduld. Es müsse hundert Mal mehr afghanische Kräfte geben als Taliban-Kämpfer, was aber nicht einfach zu erreichen sei.

Mit Blick auf den von der Bundeswehr angeforderten US-Luftangriff auf zwei entführte Tanklastwagen sagte der Botschafter, zivile Opfer müssten vermieden werden, "damit die Afghanen uns nicht als Besatzer, sondern als Partner sehen."

Erneut wurden zwei britische Soldaten in Afghanistan getötet. Wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte, erlag am Mittwoch ein Soldat seinen schweren Verletzungen, die er am Samstag bei einem Bombenanschlag in der Provinz Helmand erlitten hatte.

Der zweite Soldat wurde den Angaben zufolge am Mittwoch bei einer Explosion ebenfalls in der Provinz Helmand getötet. Seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan im Oktober 2001 sind damit bereits 216 britische Soldaten ums Leben gekommen.

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